Neuwied. Die Hitze flirrt über dem Marktplatz, die Sonne brennt von einem blassblauen Himmel herab. Marktstände suchen Schutz vor der Hitze unter den Lindenbäumen, während die benachbarte Kirche ihren langen Schatten über das Treiben wirft. Unter den Ästen eines alten Ahornbaumes klacken die Boulekugeln aneinander. Gelächter liegt in der Luft, und irgendwo singt jemand „L'important c'est la rose": Dem Zauber eines Sommertags in Südfrankreich kann man sich nur schwer entziehen. Doch diese Szenen spielten sich am Wochenende nicht irgendwo in Aix-en-Provence, Avignon oder Bordeaux ab – der Neuwieder Marktplatz bot den Rahmen für ein stimmungsvolles Einkaufserlebnis. Genießen wie Gott in Frankreich – das war an den vielen Ständen ohne Probleme möglich. Mit allen Sinnen gingen die Besucher auf Entdeckungstour: Käsespezialitäten, Wildsalami, Confit von der Ente, Trockenfrüchte, vielfältig veredelte Oliven, das in Frankreich allgegenwärtige Baguette und andere Brotsorten, Champagner, Weine oder feine Likörspezialitäten verführten zum Probieren. Seifen und Kräutersträuße verströmen den zarten Duft von Lavendel. Beim Französischen Markt in Neuwied hat dieses Jahr alles gestimmt: Selbst das Wetter konnte lässig mit den Temperaturen und der Atmosphäre im Süden mithalten. „Ich bin wie Zuhause", sagt Artur Marie-Sainte. Der gebürtige Franzose lebt derzeit in Koblenz und hat mit einer Freundin aus Estland einen Ausflug in die Deichstadt gemacht. Sie lassen sich Käsespezialitäten schmecken: Sehr gut", lautet das Urteil der internationalen Besucher. Fast wie in Südfrankreich fühlen sich auch die Boulespieler des TC Rot-Weiß Neuwied. Dieses Mal haben sie ihre Bahn gleich neben der Marktkirche aufgebaut – ein wenig versteckt, aber gut geschützt vor der gleißenden Sonne unter den alten Bäumen. Abteilungsleiter Achim Maur ist trotzdem zufrieden: „Wir konnten schon einige Besucher zum Mitspielen animieren." Gleich neben der Boulebahn decken Petra Neuendorf und ihre Helfer Tische mit langen, weißen Tischdecken ein. Windlichter in weiß und Lavendelpflanzen ergänzen die Tischdeko. Dann heißt es warten. Schon bald erscheinen die ersten Gäste des Dîner en blanc. In Körben und Kühlboxen bringen sie feine Schlemmereien mit, ergänzen die Tischdeko mit Platten, Blumenschmuck, Kerzenleuchtern oder Champagnerflöten. Rotwein leuchtet dunkelrot in den Gläsern und hebt sich scharf von dem weißen Untergrund ab. Auch die Gäste tragen weiß – passend zum Sommer und zum Anlass. Denn beim Dîner en blanc ist der Name nun mal Programm. „Das ist eine ganz tolle Atmosphäre", schwärmt Mascha Glinitzky aus Neuwied, die mit Freunden unter den Bäumen bei Wein und kleinen Köstlichkeiten zusammensitzt. Komplett wird das französische Flair mit den Chansons von Gilbert Bécaud, Edith Piaf, Yves Montand oder Charles Aznavour, die Sylvain Pesenti zwischen den Ständen oder den langen Tafeln im Kirchgarten spielt. Dazwischen stolpert Zwille Zimmermann als nicht ganz perfekter Kellner durch die Reihen und sorgt für manchen Lacher. Alles in allem ein entspannter und rundum gelungener Sommertag: Vive la France!
Von unserer Mitarbeiterin Andrea Fehr