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Einem Grusel, dem sich gerade 13 Besucher der damit ausverkauften Vorstellung der Theatergruppe Chamäleon in der ehemaligen Neuwieder Schlosspassage freiwillig ausgesetzt haben. Und jetzt müssen sie durch das Horrorkabinett des Schlachters Schlabbeck, durch dunkele Räume vorbei an gruseligen Fratzen und jeder Menge blutverschmierter Gesichter. Gerade haben sie die Empfangsdame und Wirt Bruno eindrucksvoll auf ihre Aufgabe eingeschworen. Sie müssen als frische Rekruten der Anti Schlabbeck Force (ASF) ein Mitglied der Einheit finden und sich vor allem vor den sogenannten Reißern in Acht nehmen. Das sind die Schergen des Schurken, und sie lauern überall.
35 Schauspieler sind bei jeder Vorstellung im Einsatz. Aufwendig geschminkt und verkleidet machen sie sich ans Werk, den Besuchergruppen in 25 Kulissen, die sich über mehrere Stockwerke der Passage verteilen, das Blut in den Adern gefrieren zu lassen. Dazu kommt jede Menge Technik, um für das passende Licht und den schaurigen (Unter-)Ton zu sorgen.
Oliver Grabus ist einer der Initiatoren des Theaterprojekts, das es in dieser Form in der Deichstadt noch nie gegeben hat. Die Idee hinter dem Schlachthaus Schlabbeck erklärt er so: „Wir nehmen das, was da ist, und machen was draus." Damit meint er, dass er und seine Chamäleon-Kollegen aus der einstigen Passagen eine Art begehbare Geisterbahn gemacht haben. Wobei er sich gegen den Begriff ein wenig sträubt. „Da wird ja schließlich auch gespielt." Das stimmt, und die Darsteller nehmen ihre Rollen wahrlich ernst.
Das bekommen auch die 13 wagemutigen ASF-Rekruten zu spüren. Immer wieder stürzen zombieähnliche Gestalten heran. Und es nimmt dem Ganzen nicht eben den Schrecken, wenn die Truppe auch noch in vier kleinere Gruppen aufgeteilt wird, die sich zeitversetzt durch das Labyrinth vortasten, plötzlich in Kammern eingesperrt sind, über knirschende Böden laufen und schließlich dem tobenden Schlachter selbst in die Augen blicken müssen. Wie diese Begegnung ausgeht? Das wird hier natürlich nicht verraten.
Zugegeben, die Geschichte könnte mitunter griffiger sein, aber darauf kommt es den Machern des 60-minütigen Gruselspaßes auch gar nicht so sehr an. „Das ist Trash", sagt Grabus, und es ist klar, dass er damit nicht meint, dass das Ganze Müll ist, sondern vielmehr eine Kunstform – eine Form von modernem Theater, die offenbar den Geschmack eines sehr gemischten Publikums trifft, denn der Altersabstand zwischen dem jüngsten und dem ältesten Gast ist schon beträchtlich.
Gefallen hat es auf jeden Fall Susanne Nies: „Ich fand's superklasse!" sagt sie und freut sich, dass es so ein Angebot in der Deichstadt gibt. Und Lea Germscheid empfiehlt: „Es war gut, mit einer vertrauten Person durchzugehen." Für schwache Nerven ist „Schlachthaus Schlabbeck" jedenfalls nichts. Immerhin haben schon drei Besucher vom Codewort „Käsewurst" Gebrauch gemacht. Markus Gerhold
Wie die Polizei berichtet, war die geistig verwirrte 45-Jährige in Andernach ins Wasser gegangen. Zeugen auf dem Parkplatz am Ufer in Leutesdorf bemerkten die Frau, die um Hilfe rief und verständigten um 14.25 Uhr die Polizei. Die Schwimmerin schaffte es aber aus eigener Kraft ans Ufer, war ansprechbar, jedoch unterkühlt und kam in ein Krankenhaus. Neben der Polizei Neuwied waren das DRK und die Wasserschutzpolizei Andernach im Einsatz.
Wie die Polizei Altenkirchen informiert, war eine 36-Jährige mit ihrer neunjährigen Tochter um 13.40 Uhr in einem Auto von Lautzert nach Steimel unterwegs. In Steimel bemerkten sie einen Mann mit Plastiktüte. Beim Vorbeifahren schien es, als bewege sich etwas in der Tüte. Zehn Minuten später fuhren Mutter und Tochter die Strecke zurück, und die zuvor gesehene Person ging ohne Tüte in Richtung Niederwambacher Straße. Laut Polizei müsste sich der Mann nahe dem Ruhewald aufgehalten haben. Die Frau hielt an und fand mit ihrer Tochter die verknotete Plastiktüte. In ihr befanden sich fünf kleine Katzen. Nach dem Öffnen liefen vier weg – die fünfte hielten Mutter und Tochter fest. Die Polizei sucht den Mann, den die Zeuginnen wie folgt beschreiben: etwa 70 bis 75 Jahre alt mit grau gemusterter Kappe und einen Krückstock mit drei metallartigen Ringen.
Zeugen auf dem Parkplatz am Ufer in Leutesdorf bemerkten die Frau, die um Hilfe rief und verständigten um 14.25 Uhr die Polizei. Die Schwimmerin schaffte es aber aus eigener Kraft ans Ufer, war ansprechbar, jedoch unterkühlt und kam in ein Krankenhaus. Neben der Polizei Neuwied waren das DRK und die Wasserschutzpolizei Andernach im Einsatz.
Donnerstagnachmittag: Vor der Bühne 1 auf dem Luisenplatz wird's förmlich. Der Stadtrat läuft auf, dazu etliche Ehrengäste von Rang und Namen. Oberbürgermeister Nikolaus Roth eröffnet das 35. Deichstadtfest und lädt dann zum gemeinsamen Rundgang ein. Dabei sind jene, um die es eigentlich geht, ganz hautnah zu erleben: die Bürger, von denen viele einfach im großen Tross der Ehrengäste mitschwimmen. Und nicht zuletzt ist dieser Rundgang eine schöne Möglichkeit, einmal fast privat und ungezwungen über Parteigrenzen hinweg miteinander das zu tun, wofür das Deichstadtfest in erster Linie steht: feiern!
Freitagabend, Festmeile: Heute ist der Tag der toten Künstler. Auf dem Luisenplatz trauen die Menschen erst ihren Ohren, dann ihren Augen kaum. Freddie Mercury, Frontmann der Band Queen, ist da und singt, als sei er nie weg gewesen. Vom Überbiss bis runter zum Apfelpo verkörpert der Düsseldorfer Harry Rose mit der Q-Revival-Band den Queen-Chef in Bestform und erzeugt Gänsehaut – nicht nur bei den vielen eingefleischten Fans vor der Bühne. Am anderen Ende der Festmeile kämpfen zwei Bands um die Lautsprecherhoheit, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Die Dire Strats covern professionell die britische Rockformation Dire Straits – bis hin zu den Gitarreneinlagen von Mark Knopfler –, während auf Bühne 4 The Peteles mit Frontmann Peter Seel in bester Beatles-Manier die 60er-Jahre heraufbeschwören.
Samstagmittag: Auf dem Deichstadtfest herrscht buntes Treiben. Es wird auf-, ab- und umgebaut, Vorräte werden aufgefüllt, Großreinemachen ist angesagt. Viele Stände haben schon geöffnet und verpflegen die Besucher, die einen Stadtbummel mit neugierigen Blicken auf die Festmeile verbinden wollen. Drehorgel-Otto steuert Melodien aus seinem Wunderkasten bei, dann kommt Efke Anders mit seinen Musikern um die Ecke marschiert. Um die Holländer herum bilden sich kleine Menschentrauben, alle wippen begeistert mit und schwingen ihre vollen Einkaufstüten im Takt. Es dauert nicht lange, da geht es auch auf den Bühnen rund. Lateinamerikanische Rhythmen locken die Menschen vor Bühne 1. Das Sport- und Gesundheitscenter Medicon animiert hier die Zuschauer zum Mitmachen beim neuesten Fitnesstrend: Zumba! Eine Bühne weiter tanzt der Latein-Nachwuchs des TSC Neuwied. Das Deichstadtfest läuft langsam zur Höchstform auf.
Samstagabend, vor Bühne 2: Hier trifft sich die Jugend zur Musik von Tooltime. Die Coverband hat sich voll aufs junge Publikum eingestellt und spielt alles, was die Charts derzeit hergeben. Die Straßencafés platzen aus allen Nähten, die Stehtische sind eng belagert, am Cocktailstand gibt es Wartezeiten. Bis um Mitternacht wird es hier nicht leerer, dann hört die Musik auf, und die jungen Leute brechen auf zur nächsten Party. Zurück bleibt, als einziger Wermutstropfen eines tollen Abends, ein riesiger Berg an Abfall: Knöchelhoch türmen sich Scherben auf der nun leeren Fläche vor der Bühne, vermischt mit achtlos fallen gelassenem Müll und Erbrochenem.
Sonntagnachmittag, Luisenplatz: Munteres Treiben herrscht vor allen Bühnen, und diesmal sind es vor allem Familien, die gemeinsam übers Deichstadtfest bummeln. Summi, die Sommerspaß-Biene der Rhein-Zeitung, hat sich ins Gewühl gestürzt und verteilt Gummibärchen. Die Walk Acts tauchen auf und verschwinden wieder, auf den Bühnen läuft ein familienfreundliches Programm, im Europadorf regieren britischer Lifestyle und holländischer Frohsinn, alle sind irgendwie entschleunigt. Es ist die Ruhe vor dem letzten Sturm.
Und der beginnt am Sonntagabend mit zwei Bands, die in der Region einen fetten Namen haben: Still Collins spricht Genesis-Fans an, Sidewalk rockt sich in bester Covermanier durch die Jahrzehnte. Sie schaffen es zusammen mit Swing-Meister Joe Wulf und der Akustik-Rock-Formation Ohne Filter, die Festmeile ein letztes Mal voll zu bekommen.
Und wer den allerletzten Kick sucht, der ergattert noch schnell einen Platz in der SWN-Gondel, die aus 50 Metern einen tollen Anblick bietet: Wie Ameisen wuselt es auf der Festmeile zwischen Marktstraße und Media Markt. Das Deichstadtfest geht gut gelaunt zu Ende. Andrea Niebergall
Roßbach - Die Welt der Zwerge ist längst zu ihrer Leidenschaft geworden. Christa Becker liebt die Sagen und Mythen um die kleinen Männchen mit den roten Zipfelmützen. Während ihres Besuchs an der „Akademie för uns kölsche Sproch“ in Köln kam sie mit der Kulturgeschichte der Heinzelmännchen erstmals in Kontakt. Als Kuratorin betreut sie zurzeit noch bis Oktober in Hagen die Ausstellung „Zwergenwelten“. Jetzt hat die gebürtige Roßbacherin mit einem kleinen Team von kreativen Köpfen das gleichnamige Spiel für Android-Smartphones entwickelt.
Schützenhilfe bei der Umsetzung hat das Fraunhofer-Institut FIT für Angewandte Informationstechnik geleistet. „Das Institut hat die Technik dank eines deutsch-französischen Forschungsprojektes geliefert“, sagt Becker, die die Fragen und Ideen, den „Inhalt“, wie sie sagt, kreierte. Programmierer und Spieleentwickler bastelten derweil an der Software.
Und so funktioniert das mobile Quiz: „Es ist ortsbasiert und lässt sich somit auf verschiedene Orte übertragen“, erklärt Becker. Aus alter Heimatverbundenheit hat sie in ihrer ehemaligen Gemeinde Roßbach zwölf sogenannte GPS-Punkte gesetzt. Der Startpunkt ist an der Wiedhalle. In deren Umkreis hat Becker neun Fragen und drei Minispiele wie Puzzle, Gedächtnisspiel und virtuelle Zauberkugeln versteckt, die der Spieler auf seinem Smartphone lösen muss. Alles ähnelt ein wenig dem bereits bekannten Geocaching. Als lokale Orientierung dient die Flächenkarte bei Google Maps.
„Der Spieler markiert den blauen Punkt und er muss sich zu der roten Zipfelmütze bewegen“, erklärt Christa Becker. Ist er dort angelangt, stellt ihm ein Zwerg mit blauen Haaren, blauen Söckchen und mit gepunktetem Hemd auf dem Display eine Frage. Zum Beispiel: „Was ist Tinkerbell?“ Zwei Antworten stehen dann dem Spieler zur Auswahl: „Eine Fee“ oder „Eine Hexe“. Tippt er auf die richtige Lösung („Eine Fee“), erhält er vom Zwerg folgende Antwort auf dem Bildschirm: „Na klar, das ist richtig!“ Auch der Sachbezug kommt bei der Antwort nicht zu kurz. „Tinkerbell ist eine Fee, die Peter Pan bei seinen Abenteuern begleitet.“
Neben dieser kindgerechten Allgemeinbildung erhält der Spieler zusätzlich Punkte. Davon locken einem Alleswisser insgesamt 2400. „Konzipiert ist das Spiel für Kinder zwischen 6 und 14 Jahren“, sagt Christa Becker. „Die Kinder haben oftmals untereinander ein gemeinsames Wissen.“ Je nach Altersstufe verfügt „Zwergenwelten“ deswegen über drei Schwierigkeitsgrade.
„Anfangs war die Entwicklung des Spiels mehr oder weniger eine Marketinggeschichte für die Ausstellung in Hagen“, sagt Becker. Doch inzwischen ist das Interesse an dem Projekt schlagartig gestiegen. So zählen neben Roßbach an der Wied noch der Rheinpark und der Grüngürtel in Köln und Werdringen bei Hagen zu den Spielorten. Laut Becker sollen noch weitere Orte mit GPS-Punkten vorbereitet werden. „Mittlerweile fühle ich mich in der virtuellen Welt wie zu Hause“, sagt die Frau, die Germanistik, Geschichte und Pädagogik in der Domstadt Köln studiert hat. In ihrem Spiel kann sie nun jene Geschichten um Zwerge vollends ausleben.
Von unserem Reporter Carsten Liebfried
Neustadt. Nur noch ein großer Klumpen schwarzer Kunststoff ist von 2000 Mülltonnen übrig geblieben, die gestern Nachmittag auf dem Gelände der ehemaligen Kreismülldeponie im Neustädter Ortsteil Fernthal in Flammen aufgegangen sind. Auf dem Areal unweit der A 3 waren circa 6000 neue Müllbehälter gelagert. Die Ursache des Feuers ist noch nicht bekannt, wie Polizeihauptkommissar Andreas Neumann von der Polizei Straßenhaus auf RZ-Anfrage sagte. Da die Neustädter Feuerwehr rasch vor Ort war, hatte die starke Rauchentwicklung laut Polizei keine Auswirkungen auf die nur wenige hundert Meter entfernte A 3 sowie die umliegende Nachbarschaft. Am heutigen Freitag nehmen Brandexperten der Kripo das Gelände in Augenschein. Ob ein Zusammenhang mit einem Großbrand besteht, der in der Nacht zu Donnerstag in Neunkirchen (Kreis Siegen-Wittgenstein) die Einsatzkräfte in Atem hielt, bei dem Feuer waren auch hauptsächlich Mülltonnen ein Raub der Flammen geworden, werde derzeit noch geprüft, hieß es gestern Abend von den Ermittlern. Den Schaden schätzen die Beamten auf rund 40 000 Euro.
Von unserem Redakteur Mario Quadt
Eigentlich hätte sie immer noch rund vier Wochen Zeit. Die „Frist" läuft erst am 12. August ab. Doch die Feldkirchnerin Bettina Barnes ist schon lange fertig. „Als Jo mir sein Projekt vorstellte, war der Funken für das Thema sofort da, und mir war klar: Da mach ich mit", schwärmt sie und berichtet, dass ihr erstes Bild nach lediglich drei Tagen im Kopf feststand. „Ich war von der Geschichte so gefesselt, wie ich schon lange nicht mehr von etwas gefesselt war", sagt sie.
Doch worum geht's? Jo, das ist Jo Stein. Der Künstler, der ebenfalls aus Feldkirchen kommt, allerdings seit sechs Jahren in Düren lebt, hatte die Idee für ein Projekt mit dem Titel „Welche Farbe hat Missbrauch?" „Das Thema lag mir lange im Magen", berichtet er im Gespräch mit der RZ und erklärt: „Dazu setzen sich so viele an einen Tisch und reden und reden und reden. Das kostet ein Heidengeld, und dann stehen sie auf, und es passiert nichts."
Im Spätsommer des vergangenen Jahres diskutierte er seine Idee dann erstmals am Rande einer Ausstellung mit einem kleinen deutsch-niederländischen Künstlerkreis. Und das war der Startschuss. Nach weiteren Gesprächen war klar: Daraus soll mehr werden als nur eine Kunstausstellung. Es soll „ein Projekt" entstehen.
Konkret heißt das nun – rund 80 Tage vor der ersten, feststehenden Ausstellung in der Dürener Marienkirche –, dass nicht nur eine mittlerweile 13-köpfige Künstlergruppe aus Holland, Belgien, der Türkei, Südafrika und eben Neuwied ihre Werke zeigt, sondern dass auch die Kriminalitätsopferschutzvereinigung Weißer Ring und der Verein Goldrute – ein Migrantinnennetzwerk gegen häusliche Gewalt – mit an Bord sind. Schulen beteiligen sich – sowohl bei der eigentlichen Ausstellung als auch im Unterricht –, und eine eigene Psychologin betreut die Besucher.
Denn natürlich kann es durchaus sein, dass einzelne Werke ein wenig verstörend auf die Betrachter wirken. Hauptziel ist das allerdings nicht. „Eher verwirren", sagt Barnes. Jedenfalls wollen die Künstler zum Denken anregen. „Wenn wir nur 100 Besucher haben und sich von denen nur fünf künftig mehr Gedanken über ihr eigenes Handeln machen, haben wir unser Ziel schon erreicht", meint Stein und weist darauf hin, dass es bei dem Projekt keinesfalls nur um sexuellen Missbrauch geht, sondern auch um andere Formen, die viele vielleicht manchmal auch unbewusst anwenden. Stichwort: verbaler Missbrauch.
Bliebe die Frage, welche Farbe der Missbrauch denn nun wirklich hat? Die Antwort darauf wollen die Künstler sowohl selbst individuell unterschiedlich geben als auch sich ganz elegant von den Besuchern immer wieder neu beantworten lassen. Denn die Gäste werden gebeten, jeweils einen Farbstrich auf eine gemeinsame Leinwand aufzutragen. „Am Ende sehen wir dann ja, welche Farbe dominiert", sagt Stein.
Von Deutschland in die Niederlande und die Türkei
Nicht nur die Künstler kommen aus aller Welt, das Projekt „Welche Farbe hat der Missbrauch?" soll auch international gezeigt werden. Nach dem Auftakt in der Dürener Marienkirche vom 12. bis 27. Oktober geht die Ausstellung zunächst ins Kölner WDR-Haus und dann 2014 in die Niederlande. Hier steht lediglich noch nicht fest, ob nach Amsterdam oder Maastricht. Ein Jahr später ist dann die Türkei an der Reihe (Istanbul oder Izmir sind im Gespräch), 2016 soll es weitergehen nach Belgien oder Frankreich. Weitere Ausstellungsorte – auch Neuwied – sind laut Organisator Stein denkbar.
- Mehr Infos unter www.wcia.herbstschnitt.de
Von unserem Reporter Carsten Liebfried
Bei der Kreisverwaltung sind der Betrieb und der Fall bekannt. Untersuchungen des Veterinäramtes fördern einen grausamen Fund zutage: Ein Pferdeskelett liegt unter einem Misthaufen. Der Tierschutzverein Vier Hufe läuft hingegen Sturm gegen das bürokratische Vorgehen und hat bei der Staatsanwaltschaft Koblenz Strafanzeige gegen die Verwaltung eingereicht. Zudem hat der Verein die Familie wegen Tierquälerei und wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz angezeigt. Die Betreiber wehren sich gegen die Vorwürfe.
Veterinäramt kontrolliert den Hof
Rückblick: Wie die Kreisverwaltung mitteilt, kursieren ab dem 2. Juli erste Fotos und Vorwürfe bei Facebook und in Internetforen, dass auf dem Hof ein Tierkadaver gefunden worden sei. Umgehend wurde das Veterinäramt informiert, um der Sache auf den Grund zu gehen. Eine Veterinärin kontrollierte die Stallungen und den Gesundheitszustand der Pferde. Ein totes Tier wurde nicht gefunden. Dennoch erhielten die Betreiber wegen anderer Beanstandungen eine tierschutzrechtliche Anordnung, die 15 Punkte umfasst.
Ein Auszug: Alle Pferde sind tierärztlich zu untersuchen. Innerhalb von sieben Tagen sollen der Verwaltung die erfolgten Untersuchungsergebnisse, die Diagnose und die notwendigen Bescheinigungen vorgelegt werden. Ein Hufschmied soll die Hufe überprüfen. Außerdem sind alle Pferde von einem Tierarzt mit einem nach seinem Gutachten geeigneten Präparat zu entwurmen. Auch alle Stallungen sind vollständig zu entmisten und zu reinigen.
Wenige Tage vor Ablauf der gesetzten Frist gehen bei der Kreisverwaltung neue Hinweise ein, dass auch einige Hunde auf dem Hof von den Betreibern gequält werden sollen. Die Nachkontrolle der Pferde wird vorgezogen und erinnert an eine filmreife Szene. Ein Streifenwagen der Polizei bietet den zwei Mitarbeiterinnen des Veterinäramtes freien Zugang zum Grundstück. Zuvor habe es in diversen Internetforen massive Beleidigungen und sogar Drohungen gegeben, sagt Kreissprecher Jürgen Opgenoorth. Wie die Frauen schildern, hatten einige Anwohner ihre Handys gezückt, um Fotos zu machen. Ein Kamerateam des RTL-Nachrichtenmagazins Spiegel TV und Nicol Hufnagel vom Tierschutzverein Vier Hufe mit Sitz in Schleswig-Holstein warteten bereits am Hof.
Oberhalb der Weide machte das Veterinäramt dann eine grausame Entdeckung. Unter einem Misthaufen lag das Skelett eines Pferdes. Bis auf die Knochen war das Tier verwest. „Noch immer liegt das tote Pferd auf der Weide", sagt Hufnagel im Gespräch mit der RZ. Jürgen Opgenoorth erklärt: „Die Todesursache kann nicht mehr nachgewiesen werden." Inzwischen soll nach jüngsten Meldungen die Tierkörperbeseitigungsanstalt das einstige Lebewesen abtransportiert haben.
Auf RZ-Nachfrage können die Betreiber nicht erklären, wie das Pferd dahingelangen konnte. „Das Grundstück hat eine Fläche von 16,5 Hektar und ist frei zugänglich", meint der Betreiber.
Ein Anwohner, der seinen Namen nicht nennen möchte, meldete sich hingegen telefonisch bei der RZ und erhob schwere Vorwürfe gegen die Familie: Ein Pferd soll mit einer Schaufel geschlagen und ein Fohlen mit einer Mistgabel in den Hals gestochen worden sein. Die Betreiberin reagiert wütend, als sie mit den Aussagen konfrontiert wird. Sie bestreitet die Vorwürfe. Auch den Vorwurf, sie und ihr Mann wären Tierquäler, lässt sie nicht gelten. Sie habe ältere Pferde bei sich aufgenommen, um ihnen noch einen schönen Lebensabend zu ermöglichen. So etwas würde doch keine Tierquälerin machen, meint sie. „Ich habe der Familie meine Hilfe angeboten", erklärt hingegen Hufnagel. Die Betreiber nahmen dieses Angebot an und übergaben ihr 15 Pferde – unter anderem Haflinger. Die Tierschützerin spricht aber nur von acht Pferden, die sie erhalten hat.
Angespannte Lage in der Gemeinde
Im Gespräch mit der RZ wirft die Betreiberin der Tierschützerin Erpressung vor. „Wenn ich ihr die Minishettys gebe, dann würde sie die Anklage gegen mich zurücknehmen." Zeugen könnten diese Aussage bestätigen. So ein Verhalten habe laut der Pferdebesitzerin nichts mit Tierschutz zu tun.
„Die Lage in Döttesfeld ist angespannt", bestätigt Ortsbürgermeister Martin Fischbach. Nach RZ-Informationen scheint es in der Gemeinde schon länger unter der Oberfläche zu brodeln. Die Betreiberin spricht von „Psychoterror". Fast sechs Jahre betreibt sie mit ihrem Mann den Hof. Von Beginn an sollen sie bei den Anwohnern einen schweren Stand gehabt haben.
Zehn Pferde möchte die Familie behalten und den Anforderungen des Veterinäramtes nachkommen. Wie die Verwaltung mitteilt, hatte die Nachkontrolle der Hunde für die Familie keine zusätzlichen Beanstandungen zur Folge.
Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh
Neuwied. Der Neuwieder Eissport Club (NEC) steht vor dem Aus. Hallenbetreiber Arno Kuhlendahl hat dem 1978 gegründeten Verein mitgeteilt, dass er in der kommenden Saison keine Eiszeiten mehr bekommt. Damit stehen die laut Vorstand aktuell 24 Mitglieder und vor allem die jungen Nachwuchssportler buchstäblich auf dem Trockenen.
Im offiziellen Schreiben der „SAM Sport-Management" aus Rengsdorf an die NEC-Vorsitzende Monika Repplinger ist von „organisatorischen Gründen" die Rede. In Wirklichkeit jedoch steht ein Mann mit schillernder Vergangenheit im Mittelpunkt: NEC-Trainer Thomas Scherhag (siehe Text unten).
Um ihn hatte sich auch innerhalb des NEC ein Riesenzoff entwickelt, der nicht nur zu Rücktritt und Neuwahl des Vorstandes führte, sondern juristische Auswirkungen hatte. Unter anderem musste dabei Kuhlendahl vor Gericht erscheinen und eine Versicherung an Eides statt unterzeichnen , weshalb er jetzt von einem „völlig gestörten Vertrauensverhältnis" zum Verein spricht und den Rauswurf aus der Halle für endgültig erklärt.
Wer Schuld am Streit ist und wie sich die Auseinandersetzung entwickelt hat, darüber gibt es allerdings verschiedene Meinungen.
1.: Das sagen Thomas Scherhag und der neue Vorstand (Monika Repplinger, Christiane Jost, Nelli Baun): Ein sachlich-fachlicher „Anpfiff" steht am Beginn der Auseinandersetzungen. Scherhag stellt Mittrainerin Nadja Körber nach einem Wettkampf zur Rede, weil er sich für die Leistungen der von ihr unterrichteten Schützlinge schämt. So kann es nicht weitergehen, es muss sich in ihrem Training etwas ändern, sagt er und spricht intern „Klartext" mit der Frau, die er vor 30 Jahren selbst unterrichtet hat.
Die verträgt diese Kritik aber offensichtlich nicht. Denn nur wenig später überreicht Peter Körber – Erster Vorsitzender des NEC, bis dahin Freund und Fürsprecher Scherhags, aber auch Ehemann Nadja Körbers – Thomas Scherhag die fristlose Kündigung. Einen weiteren Tag später erteilt Arno Kuhlendahl Thomas Scherhag Hausverbot für das Icehouse.
Daraufhin wehrt sich die Mehrheit des Vereins. Es kommt zu einem Misstrauensantrag gegen Peter Körber, der der Abstimmung darüber mit Rücktritt zuvorkommt. Bei der Neuwahl setzen sich Repplinger, Jost und Baun mit deutlicher Mehrheit durch. Körber tritt nicht an.
Außerdem gehen sowohl Scherhag als auch der neue Vorstand juristisch gegen Kündigung und Hausverbot vor. Die Kündigung wird zurückgezogen, eine einstweilige Verfügung gegen das Hausverbot scheitert zwar, dennoch darf Scherhag noch ein paar Mal in der Halle trainieren. Zur Sicherstellung, dass wie bislang immer die Eisrechnungen bezahlt werden, bietet der neue NEC-Vorstand Kuhlendahl eine Bankbürgschaft an, die dieser ablehnt. Für den neuen Vorstand steht außerdem fest, dass es ohne Thomas Scherhag als Trainer in Neuwied keinen „leistungsorientierten Breitensport" geben kann. Fazit: „Wir haben 24 Sportler, die gern trainieren wollen. Die Grundlage dafür wird ihnen einfach weggenommen."
2.: Das sagt Peter Körber: Er selbst hat den eigentlich unwilligen Kuhlendahl bis zur Kündigung „angefleht", Scherhag in die Halle zu lassen. Denn: „In Neuwied ist es extrem schwer, einen Trainer mit B- oder A-Lizenz zu bekommen." Darüber, wie es zu Zerwürfnis und Rauswurf kam, schweigt er öffentlich. Nur so viel: Der Streit zwischen Nadja Körber und Thomas Scherhag ist es nicht: „Kinderkram."
Schließlich hat auch der alte Vorstand aus drei Personen bestanden und einstimmig hinter der Kündigung gestanden. „Jeder sollte überlegen, warum ein Vorstand einen Trainer entlässt, obwohl es so wenige gibt. Wie dumm kann man sein", fragt Körber und verweist ansonsten darauf, dass die Bilanz der dreijährigen Arbeit „seines" Vorstandes toll ist: Steigerung der Rücklagen von 5000 auf 15 000 Euro, Steigerung der Mitgliederzahlen von 15 auf 40 Personen – „alles ohne Herrn Scherhag", der erst im November vergangenen Jahres aus Norwegen zurück nach Neuwied gekommen ist (wo er laut eigener Angabe als Trainer gearbeitet hat).
Klar ist für Körber, dass er als Vereinsvorstand keine Lust hat, Prozesse zu führen. „Das ist es mir nicht wert." Daher ist er zurückgetreten. Der „Aufschrei" gegen die Entlassung kam lediglich von fünf Leuten, deren Kinder in der Leistungsgruppe sind. Dass der NEC aus dem Icehouse fliegt, dreht sich nicht um den Verein, sondern nur um Scherhag. „Wenn sie Prozesse gegen Kuhlendahl führen, um Scherhag reinzubekommen, haben sie es sich doch selbst zuzuschreiben, dass sie kein Eis mehr bekommen."
3.: Das sagt Arno Kuhlendahl: In den 20 Jahren seiner Verantwortlichkeit für die Halle gab es mit den drei dort trainierenden Vereinen (EHC, NEC und „Fun on Ice") nie Probleme. Dann ist er zweimal „vor Gericht gezerrt" worden und hat jeweils gewonnen. Seitdem ist die Möglichkeit einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem NEC nicht mehr gegeben. Und da es immer mal wieder Verschiebungen bei den Eiszeiten gibt, ist Vertrauen unbedingt nötig.
Probleme finanzieller Natur hat es nie gegeben. Das Hauptproblem ist der Trainer. „Thomas Scherhag ist eine schillernde Person, die ich hier nicht mehr sehen will", sagt Kuhlendahl klipp und klar. Aber auch ohne den Trainer ist er „damit durch". „Die haben ja nur noch über Anwalt mit mir gesprochen."
Vom internen Streit im NEC weiß Kuhlendahl nur über Dritte. Nach seinen Informationen hat eine Auseinandersetzung um die Frage „Breitensport oder Spitzensport?" Körber den Vorstandsposten gekostet. Mit Peter Körber ist er nie „eng befreundet" gewesen, sondern nach wie vor „per Sie".
4.: Das sagt Ehrenmitglied und Ex-Vorsitzender Werner Hammes: Er bedauert die Situation und findet es „äußerst bedenklich und schade, wenn der NEC einen Riegel vorgeschoben bekommt" Deshalb hofft er darauf, dass die Stadt eine vermittelnde Rolle einnimmt und dass der NEC wieder in die Halle darf. „Es geht um die Kinder, die dort die Möglichkeit haben sollen eiszulaufen, nicht um Pfründe der Funktionäre", betont er und spricht davon, dass sich der NEC in den 35 Jahren seines Bestehens einen „gewissen Namen" erarbeitet hat.
Grundsätzlich hat Hammes den Eindruck, dass ohne den Trainer alles hätte geregelt werden können. Die Gerichtsverfahren haben allerdings die Fronten verhärtet, und es herrsche jetzt mehr Misstrauen als Vertrauen.
„Thomas Scherhag ist fachlich ein Spitzenmann. Wie weit er andere Qualitäten hat, die für den Umgang mit Kindern unerlässlich sind, möchte ich nicht beurteilen", sagt Hammes. Die Haltung Kuhlendahls kann er „einerseits verstehen", dennoch sollte er für einen Neuanfang offen sein.
Thomas Scherhag: Hoch geflogen, tief gefallen
Thomas Scherhag räumt als Jugendlicher im Roll- und Eiskunstlauf etliche Preise ab, unter anderem 1983 Bronze bei der WM. Dann zieht er einen Versandhandel für Eissportartikel auf, besitzt innerhalb kurzer Zeit sechs Filialen in Deutschland und eine in den USA. 1993 übernimmt der damals 35-Jährige die Eissporthalle in Saarbrücken, ein Jahr später die Halle in Kaiserslautern und 1996 die in Mainz (Eröffnung 1996 mit Kati Witt und weiteren Promis). Er nennt die Hallen „Tomy's Eis-Sport-Paradiese" und saniert sie mit Bankkrediten in Millionenhöhe. Doch schon 1996 gerät sein „Eisimperium" in finanzielle Schieflage, die Schulden häufen sich bis September 1997 auf mehr als 20 Millionen Mark an. Im August 1998 wird Thomas Scherhag verhaftet. Seine Bank wirft ihm Betrug mit falschen Sicherheiten vor. Scherhag geht wegen akuter Fluchtgefahr in U-Haft, nützt dann 1999 aber einen Gerichtstermin, um tatsächlich zu türmen. Im Zuge der Fahndung nach ihm findet die Polizei im Wäschekorb seiner Lebensgefährtin kopierte 500-Mark-Scheine und kopierte spanische Peseten. 19 Tage nach seiner Flucht wird Scherhag an einer Autobahnabfahrt im Hunsrück gefasst. Er wird verurteilt und sitzt etliche Jahre im Gefängnis. Über seine Zeit danach gibt es viele Gerüchte. Nach eigener Angabe hat er von 2003 bis 2008 als Eislauftrainer in Norwegen gearbeitet.
Waldbreitbach - Nach einem Achsbruch geriet ein mit 18 Tonnen Heizöl beladender Tankwagen auf der L 255 zwischen Waldbreitbach und Roßbach von der Fahrbahn und prallte gegen die Leitplanken. Wie die Polizei in Straßenhaus mitteilte, trat bei dem Unfall kein Heizöl aus. Personen kamen nicht zu Schaden. Zwecks der Bergung ist die L 255 nunmehr für längere Zeit voll gesperrt. Das Heizöl muss in ein anderes Fahrzeug umgepumpt werden.
Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh
Was war das für eine Aufregung um Princess Kate und die Geburt ihres Sohnes am Montag. Seit die Herzogin ins Krankenhaus eingeliefert worden war, hatten selbst in Deutschland fast sämtliche Medien das Thema ganz oben. Und die britische Presse überschlug sich förmlich, berichtete mit Livetickern – auch als zunächst lange gar nichts passierte. Dabei wäre dieser ganze Wirbel überhaupt nicht nötig gewesen, wenn das aktuelle Thronfolgerecht schon etwas länger gelten würde.
Denn dann wären nicht Prinz Charles, Prinz William und das „Royal Baby" die nächsten Anwärter auf den Thron, ja nicht einmal Queen Elizabeth II. würde die Krone tragen, sondern „King Carl", oder genauer: Friedrich August Maximilian Wilhelm Carl Fürst zu Wied.
Kein Witz: Neuwieds Fürst wäre englischer König, wäre schon im 18. Jahrhundert immer das erstgeborene Kind auf den Thron gelangt. Das jedenfalls hat das englische Boulevardblatt Daily Mirror ausgerechnet.
Hintergrund ist eine Änderung der Thronfolgeregelung vor knapp zwei Jahren. Damals beschlossen die 16 Länder des Commonwealth bei einem Treffen im aus-tralischen Perth, dass künftig immer das erstgeborene Kind Herrscher wird – unabhängig vom Geschlecht.
Das war vorher anders: Nach dem „Act of Settlement" aus dem Jahre 1701 – mit dem eigentlich nur verhindert werden sollte, dass die Krone in katholische Hände gelangt, war immer der erstgeborene Sohn erster Anwärter. Töchter durften den Thron nur besteigen, wenn es keine Söhne gab.
Mirror-Reporterin Victoria Murphy hat nun ausgerechnet, dass die Herrscherlinie nach King George II. (1727-1760) anders ausgesehen hätte. Und damit wäre wohl auch die Geschichte ganz anders verlaufen. Denn bei einer Gleichbehandlung von Söhnen und Töchtern wäre paradoxerweise Britanniens bedeutendste Königin, Queen Victoria, nicht auf den Thron gelangt. Der Erste, den es den Titel gekostet hätte, wäre George III., gewesen. Mithin der Mann, dessen Verhalten nicht unmaßgeblich zur Unabhängigkeitserklärung der USA geführt hat. Wer weiß? Carl Fürst zu Wied wäre heute vielleicht auch noch King of America.
Der Neuwieder Fürst findet als Angehöriger einer der ältesten Adelsfamilien Deutschlands derlei Konstrukte allerdings wohl weniger witzig. Zwar zitiert der Mirror Prinzessin Sophie zu Wied noch zurückhaltend, dass Carl das nicht ernst nehme, aber doch amüsiert sei. Auf eine aktuelle Anfrage unserer Zeitung ließ er dann jedoch nur noch ausrichten, dass er dieses Thema nicht kommentiert.
Nun ja, das liegt vielleicht auch daran, dass Carl Fürst zu Wied auf der Liste der britischen Thronfolger tatsächlich immer noch auftaucht – allerdings auf Platz 500 und irgendwas.
Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh
Heddesdorf. Die Bienenkaul erlebt einen wahren Bauboom: Weit über 50 Wohneinheiten entstehen derzeit in dem Neubaugebiet auf dem Heddesdorfer Berg, berichtet Neuwieds Bauamtsleiter Jörg Steuler auf RZ-Anfrage. Und er spricht dabei nicht nur von einer bemerkenswerten Anzahl, sondern auch von einer bemerkenswerten Art von Gebäuden. Denn die privaten Investoren bauen in der Bienenkaul Mehrfamilienhäuser – und die sind laut Steuler in der Stadt Neuwied viele Jahre lang „nicht gegangen".
Aktuell sind fast die komplette Erich-Kästner-Straße entlang Gebäude im Bau. Ein noch leer stehendes Grundstück ist bereits verkauft, die Stadt besitzt damit ansonsten lediglich noch zwei freie Flächen direkt am Kreisverkehr, die für einen viergeschossigen Bau vorgesehen sind.
An der Astrid-Lindgren- und der Johanna-Spyri-Straße, wo der Löwenanteil der Grundstück der Gemeindlichen Siedlungsgesellschaft (GSG) gehört, sieht es dagegen noch anders aus. Um auch hier die Bautätigkeit anzuregen, hat der Rat kürzlich den Bebauungsplan geändert: Neben Reihenhäusern sind jetzt auch Einfamilienhäuser und Doppelhäuser erlaubt. Den stärksten Impuls würde hier aber wohl ein Lebensmittelmarkt geben. Für die vorgesehene Fläche zwischen Kinzig- und Ludwig-Erhard-Schule gibt es aber keinen Interessenten.
Insgesamt, so Steuler, läuft die Bautätigkeit in Neuwied wieder etwas stärker an. „Es gab immer welche, in einigen Jahren war es aber doch recht dünn. Jetzt laufen die noch vorhandenen Baugebiete aber so langsam voll", sagt er und nennt Beispiele: Auf Torney sei nicht mehr viel verfügbar, auch die Bachstraße in Heimbach-Weis fülle sich nach zurückhaltendem Beginn immer mehr. Die Folge für Steuler: „Wenn man weiß, wie lange die Aufstellung eines neuen Bebauungsplanes von der ersten Idee bis zur Ausweisung dauert, ist es durchaus sinnvoll, jetzt über neue Baugebiete nachzudenken."
Dabei meint der Leiter des Bauamtes allerdings nicht „wahnsinnig große Maßstäbe", sondern denkt an kleinere Gebiete in den Stadtteilen. Überlegenswert wäre zum Beispiel eine Erweiterung der Bienenkaul Richtung Westen: in den „Vogelfang". Positiv dort: Die Stadt besitzt in dem Gebiet mehrere Flächen. Das hat natürlich finanzielle Vorteile, in erster Linie ist laut Steuler aber wichtig, dass die Grundstücke dann mit einer Aufbauverpflichtung verkauft werden könnten. „Da hat man mehr Sicherheit als bei einem privaten Eigentümer, dass auch tatsächlich gebaut wird."
Insgesamt biete der 2007 aufgestellte Flächennutzungsplan „noch ganz viele Möglichkeiten" in den Stadtteilen. Favoriten gebe es da nicht. „Und ob alle ausgenutzt werden, wage ich doch zu bezweifeln", meint Steuler. Denn natürlich müsse man, wenn man über neue Baugebiete nachdenkt, immer auch das Gesetz zur Stärkung der Innenentwicklung im Blick behalten.
Und da sei die Stadt ebenfalls nicht untätig. Als Beispiel nennt er die Modernisierungszuschüsse, die zur Sanierung leer stehenden Wohnraums in der Innenstadt gewährt werden. Zudem ist kürzlich der Bebauungsplan „Am Oligspfad" geändert worden. Das heißt, dass Planungsrecht geschaffen worden ist dafür, dass an der Stelle der ehemaligen Obdachlosenunterkünfte am Zeppelinweg fünf neue Gebäude entstehen können.
Warum bauen trotz Bevölkerungsschwund?
Der viel beschworene demografische Wandel betrifft auch die Stadt Neuwied, wenngleich voraussichtlich weniger stark als die ländlichen Gebiete. Dennoch ist von einem Rückgang der Bevölkerungszahlen auszugehen. Warum also wird dann überhaupt noch neu gebaut? Laut Neuwieds Bauamtsleiter Jörg Steuler gibt es dafür zwei Gründe: Zum einen müssen teilweise Ersatzbauten her, weil alte Gebäude unter energetischen Gesichtspunkten nicht mehr rentabel sind. Zum anderen lieben es die Menschen immer luxuriöser: Es ist jedenfalls zu beobachten, dass der pro Person zur Verfügung stehende Wohnraum immer mehr zunimmt.
Kreis Neuwied - Zuerst ein zäher Winter und Frühling mit reichlich Niederschlag, jetzt im Sommer seit Tagen eine drückende Hitze. Die Landwirte im Kreis Neuwied sind seit Monaten wegen der Witterung kaum zu beneiden. Viele von ihnen haben jedoch schon einen Teil der Wintergerste geerntet und gedroschen. Doch die Ernte lässt noch viele Wünsche offen.
Von unserem Reporter Carsten Liebfried
Andere Sorten wie Mais oder Roggen wachsen noch unberührt auf den Feldern, während die Bauern mit ihren Mähdreschern längst wieder in den Startlöchern stehen. „Die Ernte der Wintergerste ist im Puderbacher Raum so weit abgeschlossen“, sagt Landwirt Günter Runkler aus Woldert. Auch sein Kollege Werner Neumann aus Heimbach-Weis hat das Getreide schon vom Feld geholt. „Der Ertrag ist zufriedenstellend“, sagt er.
Wie jedes Jahr im Juli studieren die heimischen Landwirte genauestens den Wetterbericht und kontrollieren den Zustand ihrer Getreidesorten auf den Feldern. Vor allem haben sie Sorge, dass starke Regenfälle ihnen noch einen Strich durch die Ernterechnung machen. Dieses Szenario fürchtet jedenfalls Günter Runkler. „Wenn die Hitzeperiode anhält und es längere Zeit regnet, kurz bevor wir mit der Ernte loslegen, dann haben wir ein Problem“, beschreibt er den schlimmsten Fall, der in den kommenden Wochen eintreten kann.
Ulrich Schreiber, Kreisbauernvorsitzender, hofft ebenfalls, dass der Himmel in den kommenden Tagen seine Schleusen geschlossen hält. „Ein Unwetter brauchen wir wirklich nicht“, sagt er. Gerade erst habe sich der Mais allmählich wieder „berappelt“. Mannshoch sollte er in dieser Jahreszeit stehen. „Seine eigentliche Größe hat er aber noch nicht erreicht“, ergänzt Schreiber, der im Übrigen auf milde Temperaturen statt weiterer Hitze hofft, damit Qualität und Ertrag beim Mais am Ende stimmen.
Danach steht bei den Landwirten im Kreis die Ernte weiterer Getreidesorten auf dem Programm. Landwirt Runkler listet auf: „Nach der Wintergerste wird in der Regel Roggen, Raps und schließlich Sommergeste und Weizen geerntet.“ Jedoch hält sich ein Naturprodukt nicht immer an die Wünsche des Landwirts. Noch unberechenbarer ist allerdings das Wetter. „Und das ist von einem Extrem ins andere gefallen“, beschreibt Schreiber die wechselhafte Witterung der vergangenen Monate.
Gemessen an Menge und Qualität und ohne Rücksprache mit anderen Kollegen würde Günter Runkler die diesjährige Ernte im Kreis Neuwied als „Durchschnitt“ einstufen. Ganz im Gegensatz zu den bisherigen Aussagen sogenannter Experten, die eine bundesweite Rekordernte prognostizierten. Davon kann laut dem Kreisbauernvorsitzenden Schreiber in diesem Jahr keine Rede sein. „Auf den ersten Blick sieht es auf den Feldern nach mehr aus, als es in Wirklichkeit ist.“
Doch es gibt auch positive Erkenntnisse. So dürfte die Ernte 2013 nach Einschätzung der Landwirte deutlich ertragreicher sein als im vergangenen Jahr. „2012 hat der kalte Winter viel kaputt gemacht“, berichtet Ulrich Schreiber. Der Schnee entpuppte sich dabei durchaus als Glücksfall für die heimischen Bauern. „Er hat den Weizen vor dem Frost geschützt“, sagt Schreiber.
Rengsdorf. „Wir wollen 20 Songs mehr!" Teile des Publikums waren sich sicher: Voodoo Vegas hatten am Samstag einen feinen Auftritt hingelegt – und das, obwohl die Band ohne eigenes Schlagzeug angereist war. Einig waren sich die Zuhörer darüber, dass das gut gelaunte Quintett aus Bournemouth nicht auf die kleine, sondern auf die große Bühne gehört hätte. Voodoo Vegas: Sie waren die unverhofften Stars der diesjährigen Auflage des Rengsdorfer Rockfestivals. Zuvor hatten bei rekordverdächtigen Temperaturen Mannequin Attack ihre erfrischende Mischung aus Punk, Grunge und Soul serviert, Chronic aus Köln ihrem Motto entsprechend mit „rauem und reinen Metal" ihre vielen Fans überzeugt und Black 'N Jack ihren Set mit einer temporeichen Version des Iggy Pop-Klassikers „The passenger" beendet. Dass Nexus Loose gleich mit zwei Verletzten auftreten musste und dadurch zu „Nexus Invalidos" wurde (wie der an Krücken gehenden Sänger Henning Annen scherzhaft bemerkte), tat ihrer Spielfreude keinen Abbruch. Ihre komplexen Kompositionen liebäugeln mit Progressive Metal, lassen aber auch Raum für Balladen. Besonders stark ist das Quintett, wenn sie wie in Songs wie „Humilation" Wechselgesang einsetzen, der es Annen ermöglicht Growl- und Scream-Akzente zu setzen. Hut ab vor der Leistung von Drummer Mario Metternich, der über Trommeln und Becken mit gebrochenem Handgelenk wirbelte. Dann drehten Voodoo Vegas ihre Orange-Verstärker auf Lautstärke elf und lockten mit dem treibenden „Mary Jane" die Zuhörer an die Bühne. Ihre Songs orientieren sich an Guns 'n' Roses, einige Prisen Psychedelic und Boogie erweitern aber das Schema klassischer Rock. Aus der hervorragend eingespielten Formation ragten die Gitarristin Meryl Hamilton und Bassist Ash Moulton noch heraus. Die Riffmonster von Gun Barrel hatten es danach zunächst etwas schwer, doch ihre routiniert präsentierten, dynamischen Hardrock-Songs überzeugten die Kenner, die vor allem den flinken Gitarristen Rolf Tanzius und Sänger Patrick Sühl feierten, der trotz Fieber auf der Bühne stand. In Songs wie „Lonely rider" zeigte das Quartett auch seine melodische Seite. Den heißen Abend im Westerwald beschlossen die Spiders mit Sängerin Ann-Sophie Hoyles aus Schweden den Abend. Die Viererbande hat sich auf Power-Rock der Detroit-Schule (Stooges, MC5) aus den 70er-Jahren spezialisiert, den vor allem ihr vorzüglicher Drummer mit variantenreichem Spiel aufpeppte. Christoph Krämer, Vorsitzender der das Festival organisierenden Rockfreunde, zeigte sich in einer ersten Stellungnahme etwas enttäuscht darüber, dass an beiden Tagen zusammen nur rund 450 Fans den Weg nach Rengsdorf gefunden hatten. „Es ist schwierig, ein Festival ohne echten Headliner zu bewerben", meinte er. „Alle Bands sind aber prima angekommen, vor allem Crutch und Voodoo Vegas." Vom Organisatorischen her sei allerdings dank exzellenter Teamarbeit alles reibungslos gelaufen. Bereits am Sonntag war der Waldfestplatz wieder hergerichtet.
Von unserem Redakteur Frank Blum
Neuwied. Die Hitze flirrt über dem Marktplatz, die Sonne brennt von einem blassblauen Himmel herab. Marktstände suchen Schutz vor der Hitze unter den Lindenbäumen, während die benachbarte Kirche ihren langen Schatten über das Treiben wirft. Unter den Ästen eines alten Ahornbaumes klacken die Boulekugeln aneinander. Gelächter liegt in der Luft, und irgendwo singt jemand „L'important c'est la rose": Dem Zauber eines Sommertags in Südfrankreich kann man sich nur schwer entziehen. Doch diese Szenen spielten sich am Wochenende nicht irgendwo in Aix-en-Provence, Avignon oder Bordeaux ab – der Neuwieder Marktplatz bot den Rahmen für ein stimmungsvolles Einkaufserlebnis. Genießen wie Gott in Frankreich – das war an den vielen Ständen ohne Probleme möglich. Mit allen Sinnen gingen die Besucher auf Entdeckungstour: Käsespezialitäten, Wildsalami, Confit von der Ente, Trockenfrüchte, vielfältig veredelte Oliven, das in Frankreich allgegenwärtige Baguette und andere Brotsorten, Champagner, Weine oder feine Likörspezialitäten verführten zum Probieren. Seifen und Kräutersträuße verströmen den zarten Duft von Lavendel. Beim Französischen Markt in Neuwied hat dieses Jahr alles gestimmt: Selbst das Wetter konnte lässig mit den Temperaturen und der Atmosphäre im Süden mithalten. „Ich bin wie Zuhause", sagt Artur Marie-Sainte. Der gebürtige Franzose lebt derzeit in Koblenz und hat mit einer Freundin aus Estland einen Ausflug in die Deichstadt gemacht. Sie lassen sich Käsespezialitäten schmecken: Sehr gut", lautet das Urteil der internationalen Besucher. Fast wie in Südfrankreich fühlen sich auch die Boulespieler des TC Rot-Weiß Neuwied. Dieses Mal haben sie ihre Bahn gleich neben der Marktkirche aufgebaut – ein wenig versteckt, aber gut geschützt vor der gleißenden Sonne unter den alten Bäumen. Abteilungsleiter Achim Maur ist trotzdem zufrieden: „Wir konnten schon einige Besucher zum Mitspielen animieren." Gleich neben der Boulebahn decken Petra Neuendorf und ihre Helfer Tische mit langen, weißen Tischdecken ein. Windlichter in weiß und Lavendelpflanzen ergänzen die Tischdeko. Dann heißt es warten. Schon bald erscheinen die ersten Gäste des Dîner en blanc. In Körben und Kühlboxen bringen sie feine Schlemmereien mit, ergänzen die Tischdeko mit Platten, Blumenschmuck, Kerzenleuchtern oder Champagnerflöten. Rotwein leuchtet dunkelrot in den Gläsern und hebt sich scharf von dem weißen Untergrund ab. Auch die Gäste tragen weiß – passend zum Sommer und zum Anlass. Denn beim Dîner en blanc ist der Name nun mal Programm. „Das ist eine ganz tolle Atmosphäre", schwärmt Mascha Glinitzky aus Neuwied, die mit Freunden unter den Bäumen bei Wein und kleinen Köstlichkeiten zusammensitzt. Komplett wird das französische Flair mit den Chansons von Gilbert Bécaud, Edith Piaf, Yves Montand oder Charles Aznavour, die Sylvain Pesenti zwischen den Ständen oder den langen Tafeln im Kirchgarten spielt. Dazwischen stolpert Zwille Zimmermann als nicht ganz perfekter Kellner durch die Reihen und sorgt für manchen Lacher. Alles in allem ein entspannter und rundum gelungener Sommertag: Vive la France!
Von unserer Mitarbeiterin Andrea Fehr
Von unserem Reporter Carsten Liebfried
Die Beamten ließen die drei Personen aus Spanien jedoch mitsamt den Tieren wieder laufen. Obwohl der Fall schon mehrere Wochen zurückliegt, hat die Frau die Geräusche der Welpen vom Parkplatz noch immer im Ohr. „Es fiepste und quietschte“, erinnerte sie sich im Gespräch mit der RZ. „Wo kommen die Stimmen her?“, habe sie sich damals gefragt. Als sie schließlich den ominösen Transporter entdeckte und einen Blick hineinwarf, war sie geschockt von dessen Inhalt. „Bis unter das Dach waren Käfige gestapelt, ohne Lüftung, und darin steckten die Welpen“, beschreibt sie die Szenerie.
Als die Zeugin zu ihrem parkenden Fahrzeug zurückkehrte, beobachtete sie, wie Autos mit Kennzeichen aus Hessen und Nordrhein-Westfalen neben dem Transporter hielten. Ein Mann und zwei Frauen übergaben einige Tiere an die Autofahrer. Geld soll geflossen sein. Kurzerhand alarmierte die Frau, die selbst einen Hund besitzt, daraufhin die Polizei.
Auf RZ-Anfrage bestätigen die Beamten den Vorfall. Laut der mitgeführten Unterlagen handelte es sich aber um „einen angemeldeten Transporter eines Tierschutzvereins aus Spanien“. Die Welpen stammten aus einem Tierheim in Albacete. Alle benötigten Dokumente wie EU-Heimtierpass und Gesundheitsbescheinigungen für die Hunde trugen die Spanier bei sich. Wie die Beamten mitteilten, ist es wohl gängige Praxis, die Hunde auf einem zentralen Platz und nicht in einzelnen Gemeinden zu verkaufen. Das Geschäft diene der legalen Vermittlung und nicht dem illegalen Handel.
Doch einiges kommt der Frau aus Hümmerich weiterhin spanisch vor: „Warum war kein Tierarzt anwesend, der feststellen konnte, ob die Tiere gechippt und entwurmt waren?“, fragt sie. Außerdem bleibt ihr ein Rätsel, warum drei Menschen mehr als tausend Kilometer aus Albacete bis nach Oberhonnefeld-Gierend fahren, um dort Welpen zu verkaufen. Die Polizeibeamten konnten ihr diese Frage nicht beantworten.
Erst im Juni hatte sich ein ähnlicher Fall bei Remagen abgespielt. Ein Transporter aus Kroatien hatte 22 Tiere in ein Waldstück gebracht, wo Käufer aus Deutschland warteten. Durch einen anonymen Hinweis kamen Kreisveterinäre und Polizei den in diesem Fall illegalen Hundehändlern auf die Schliche.
Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh
Welch Anblick bot der Neuwieder Wochenmarkt doch in den vergangenen Jahren, ja Jahrzehnten? Rückfronten von nicht fabrikneuen Verkaufswagen – meist weiß, manchmal rostig und ungewaschen – begrüßten den Einkaufsgast, der aus der Mittelstraße auf den Luisenplatz trat. Hässlich, zumindest bis der Besucher in der Mittelgasse stand, zu der hin die Händler ihre Waren präsentierten.
Das hat sich nun geändert. Das Amt für Stadtmarketing will den Neuwieder Wochenmarkt aufpeppen und hat als ersten Schritt die Anordnung der Stände neu geregelt. Am heutigen Dienstag wird zum vierten Mal in Karrees verkauft. Will heißen: Die Händler stellen sich jetzt in Vierecken auf und bauen dabei jeweils Rücken an Rücken auf. Verkauft wird dann nach außen, zu den festen Geschäften des Luisenplatzes hin, sodass der Gast direkt die Waren sieht. Die Fahrzeuge sind in der Mitte versteckt.
Was nach einer sehr einfachen und völlig logischen Maßnahme klingt, wird allerdings nicht von allen Seiten bejubelt. Nicht nur, dass manche Händler sich schwertaten, Gewohntes zu verändern. Auch von einigen Besuchern gab es Kritik, weil jetzt die Übersichtlichkeit der geraden Linie fehlt: „Wir finden unsere Stände nicht mehr", hieß es, berichtet Petra Neuendorf vom Amt für Stadtmarketing von „durchwachsenen" Reaktionen.
Auf der anderen Seite habe es auch viel Zustimmung gegeben, ergänzt sie. Und dabei lässt Neuendorf keinen Zweifel daran, dass sie selbst überzeugt ist von dem Konzept, das Jana Bonig federführend ausgearbeitet hat und das nach dem „Knuspermarkt" das zweite große Projekt ist, an dem die seit Herbst 2012 beim Stadtmarketing beschäftigte Eventmanagerin arbeitet.
Grundsätzliche Zustimmung gibt es von den Einzelhändlern der Innenstadt. „Wir begrüßen die Umstellung ausdrücklich", unterstreicht Citymanager Jochen Tautges. „Es war immer unser Wunsch, dass der Markt nicht für sich steht, sondern stärker in die Stadt integriert wird", sagt er. Und Franz Becher, Vorsitzender des Aktionsforums, ergänzt: „Vorher war das alles sehr lieblos. Die neue Anordnung kann für den Einzelhandel nur positiv sein, weil sie zu einer schöneren Einkaufsatmosphäre beiträgt", meint er.
Und die Umgruppierung soll nur ein erster Schritt sein. „Viele kleine Bausteine sind geplant, mit denen wir den Markt Stück für Stück attraktiver machen wollen", erzählt Bonig. Dabei solle aber auch darauf geachtet werden, Besucher wie Händler nicht durch zu viele Neuerungen auf einen Schlag zu überfordern.
„Es braucht Zeit. Schließlich gab es die alten Strukturen teilweise 30 Jahre lang", plädiert auch Neuendorf für einen behutsamen Umbau und betont: „Wichtig ist, dass Stadtmarketing und Händler zusammenarbeiten." Als positives Beispiel nennt sie in diesem Zusammenhang zwei Marktbeschicker, die seit der neuen Anordnung einen gemeinsamen Probiertisch aufgebaut haben.
Und welche Ideen gibt es seitens des Stadtmarketings? Der Markt soll einmal im Monat ein Thema bekommen, zum Beispiel zu saisonalen Produkten wie „Spargel", „Erdbeeren", „Kürbis", aber auch zu Themen wie „Verbraucherzentrale" oder „Gesundheit im Alter". Neue Zielgruppen sollen erschlossen werden über Aktionen wie ein Marktfrühstück für Kindergärten oder Schulen, und ein Marktflyer mit „kleinen Geschichten" soll Kunden anlocken. Ein neues Logo ist überdies bereits entwickelt.