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Wie Neuwieds Fürst fast King Carl von England geworden wäre

Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh

Was war das für eine Aufregung um Princess Kate und die Geburt ihres Sohnes  am Montag. Seit die Herzogin ins Krankenhaus eingeliefert worden war, hatten selbst in Deutschland fast sämtliche Medien das Thema ganz oben. Und die britische Presse überschlug sich förmlich, berichtete mit Livetickern – auch als zunächst lange gar nichts passierte. Dabei wäre dieser ganze Wirbel überhaupt nicht nötig gewesen, wenn das aktuelle Thronfolgerecht schon etwas länger gelten würde.

Denn dann wären nicht Prinz Charles, Prinz William und das „Royal Baby" die nächsten Anwärter auf den Thron, ja nicht einmal Queen Elizabeth II. würde die Krone tragen, sondern „King Carl", oder genauer: Friedrich August Maximilian Wilhelm Carl Fürst zu Wied.

Kein Witz: Neuwieds Fürst wäre englischer König, wäre schon im 18. Jahrhundert immer das erstgeborene Kind auf den Thron gelangt. Das jedenfalls hat das englische Boulevardblatt Daily Mirror ausgerechnet.

Hintergrund ist eine Änderung der Thronfolgeregelung vor knapp zwei Jahren. Damals beschlossen die 16 Länder des Commonwealth bei einem Treffen im aus-tralischen Perth, dass künftig immer das erstgeborene Kind Herrscher wird – unabhängig vom Geschlecht.

Das war vorher anders: Nach dem „Act of Settlement" aus dem Jahre 1701 – mit dem eigentlich nur verhindert werden sollte, dass die Krone in katholische Hände gelangt, war immer der erstgeborene Sohn erster Anwärter. Töchter durften den Thron nur besteigen, wenn es keine Söhne gab.

Mirror-Reporterin Victoria Murphy hat nun ausgerechnet, dass die Herrscherlinie nach King George II. (1727-1760) anders ausgesehen hätte. Und damit wäre wohl auch die Geschichte ganz anders verlaufen. Denn bei einer Gleichbehandlung von Söhnen und Töchtern wäre paradoxerweise Britanniens bedeutendste Königin, Queen Victoria, nicht auf den Thron gelangt. Der Erste, den es den Titel gekostet hätte, wäre George III., gewesen. Mithin der Mann, dessen Verhalten nicht unmaßgeblich zur Unabhängigkeitserklärung der USA geführt hat. Wer weiß? Carl Fürst zu Wied wäre heute vielleicht auch noch King of America.

Der Neuwieder Fürst findet als Angehöriger einer der ältesten Adelsfamilien Deutschlands derlei Konstrukte allerdings wohl weniger witzig. Zwar zitiert der Mirror Prinzessin Sophie zu Wied noch zurückhaltend, dass Carl das nicht ernst nehme, aber doch amüsiert sei. Auf eine aktuelle Anfrage unserer Zeitung ließ er dann jedoch nur noch ausrichten, dass er dieses Thema nicht kommentiert.

Nun ja, das liegt vielleicht auch daran, dass Carl Fürst zu Wied auf der Liste der britischen Thronfolger tatsächlich immer noch auftaucht – allerdings auf Platz 500 und irgendwas.


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