Von unserem Reporter Carsten Liebfried
Idyllisch liegt Nöggenschwiel auf einer Anhöhe. Wenn es Herbst wird, umgibt oft dichter Nebel den malerischen Ort. „Das Buch ist eine Hommage an diese Zeit“, sagt er.
Während seines Studiums an der Gustav-Siewerth-Akademie in Weilheim, nur einen Steinwurf von Nöggenschwiel entfernt, lebte er über mehrere Jahre in diesem beschaulichen Dorf. Seine Wurzeln liegen aber ursprünglich an Rhein und Wied: geboren in Neuwied, aufgewachsen in Meinborn und Abiturient am Martin-Butzer-Gymnasium in Dierdorf.
Literarische Vorbilder möchte er nicht namentlich nennen. Böhm will vielmehr seinen eigenen sprachlichen Stil entwickeln. „Geschichten aus der Ich-Perspektive lese ich nicht gern.“ Die Figur „Kommissar Kluftinger“ aus der Feder des Schriftstellerduos Michael Kobr und Volker Klüpfel sei gut, ihm aber „zu komödiantisch für einen klassischen Krimi“.
Als ausgebildeter Journalist betreibt er für seinen Roman detailreiche Recherchen bei Pathologen und Polizeibeamten. Seine weibliche Heldin heißt Emma Hansen. Die Hauptkommissarin mit dänischen Wurzeln ist Anfang 30 und stammt aus Ludwigshafen. Für einen Kurzurlaub kehrt sie nach Nöggenschwiel zurück. An jenen Ort, an dem sie bereits als kleines Kind mit ihren Eltern häufig ihre Ferien verbrachte. Nach ihrer Ankunft ist es mit der erhofften Erholung schnell vorbei. Zwei grausame Morde erschüttern das Rosendorf. Um den Fall zu lösen, muss sich Hansen ihrer eigenen Vergangenheit stellen.
„Ich schreibe über Dinge, die ich selber lesen will“, sagt Böhm. „Ich suche möglichst Orte aus, an denen Touristen vornehmlich ungestört ihren Urlaub verbringen.“ Doch zumeist trügt die Ruhe – wie in Nöggenschwiel. Auch in der Einöde kann das Böse lauern. Erst kürzlich kehrte Böhm eigens zu einer Lesung in sein badisches Studentendomizil zurück. „Die Leute sind stolz darauf, dass ich ihr Dorf auf der Krimilandkarte in Deutschland verewigt habe.“
Seit dem 27. Juni dieses Jahres ist sein „Baby“, wie er sein Buch liebevoll nennt, im Handel erhältlich. Allerdings entpuppten sich die 381 Seiten für den Schriftsteller bis zum Erscheinen als eine schwere Geburt. Der Schreibprozess dauerte von September 2007 bis August 2011. „Die Muse hat mich nicht immer geküsst“, gibt er heute lachend zu. Auch private Veränderungen wie Umzüge waren Gründe, „warum alles ein bisschen länger gedauert hat“. Als er die letzte Seite seines Krimis vollendet hatte, begann seine Suche nach einem seriösen Verlag. Die Wahl fiel auf den G. Braun Buchverlag mit Sitz in Karlsruhe. „Wie ein Lottogewinn“, sagt Böhm.
Und die Glückssträhne reißt nicht ab. Das mediale Echo auf sein Buch überwältigt den Mann aus Meinborn. „Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich daran denke.“ In Rezensionen und Einträgen in sozialen Netzwerken wie bei lovelybooks und Facebook oder bei Amazon schwärmen die Leser geradezu über „Und nie sollst du vergessen sein“. Auch die Printpresse lobt einhellig sein Erstlingswerk. „Von Flensburg bis Passau werde ich zu Lesungen eingeladen“, sagt Böhm. Der Schriftsteller kann so viel Anerkennung manchmal gar nicht in Worte fassen.
Auf seinen Erfolg ruht er sich aber nicht aus. Ein zweiter Fall mit Emma Hansen ist zurzeit in Arbeit. Über die Handlung hüllt er sich in Schweigen. Ein ehrgeiziges Ziel hat er sich für sein neues Werk allerdings gesetzt: „Jeden Tag möchte ich eine Stunde schreiben.“ Denn auf eine fast vierjährige Geburt seines zweiten „Babys“ möchte er dieses Mal nicht warten.