Von unserem Reporter Carsten Liebfried
Es beginnt im März 2012: Sandmann konfrontiert das Presbyterium auf einer Sitzung mit einem Antrag auf Aufhebung der Dienstwohnungspflicht. Er möchte aus dem von der Landeskirche zugewiesenen Pfarrhaus nach mehr als 25 Jahren ausziehen. Sein neues privates Domizil liegt nicht weit von seiner ehemaligen Wohnstätte entfernt. Als Pfarrer sei er „laut Kirchenrecht dazu verpflichtet, die Unterkunft zu nehmen, die mir zugewiesen wird“. Laut Sandmann genehmigt das Presbyterium den Antrag einstimmig. Der Kreissynodalvorstand (KSV) verweigert aber seinerseits die Genehmigung. Und später rudert offenkundig auch das Presbyterium zurück.
Zum Streitpunkt wird die Heizungsanlage im Keller des Hauses. Sandmann beklagt sich darüber, dass sie permanent gestreikt habe. „Die Ausfälle der Heizung und das gänzlich nicht isolierte Pfarrhaus hatten für große Kälte, eine zusammenbrechende Warmwasserversorgung und in zunehmendem Maße für ernst zu nehmende Erkältungskrankheiten in der Familie gesorgt“, erläutert Sandmann. Die zuständige Firma soll sich alle paar Tage die Heizung angeschaut, es aber nicht geschafft haben, sie zu reparieren, so sein Vorwurf.
Auch die Pfarrhaustreppe ist Sandmann ein Dorn im Auge. Laut einer von der Landeskirche in Auftrag gegebenen Strukturanalyse aus dem Jahr 2011 sei die Treppe „als sicherheitsgefährdend eingestuft“ worden. Was der 61-Jährige bis heute nicht versteht: Andere Geistliche im Kirchenkreis Wied dürften sehr wohl in privaten Wohnungen einziehen, die manchmal sogar in einem anderen Ort lägen. Sandmann vermutet: „Der KSV möchte nicht, dass dieses Modell für andere Pfarrer in Mode kommt.“
Im Juli 2012 zieht seine Frau entnervt in das noch bis Oktober in Renovierung und Umbau befindliche Eigenheim – einige Hundert Meter vom Pfarrhaus entfernt. Sandmann selbst bereitet in seinem Amtszimmer weiterhin den Gottesdienst und diverse Veranstaltungen vor. Allerdings empfängt er nach eigenen Aussagen keine Besucher mehr im Pfarrhaus „wegen der unfallträchtigen Treppe“. Kurze Zeit später flattert ihm eine Vorladung des Landeskirchenamtes aus Düsseldorf ins Haus. Inhalt: eine Vorladung wegen seines „nicht genehmigten Auszugs aus dem Pfarrhaus“. Sandmann schockiert: „Das alles ohne Vorwarnung oder vorausgehendes Gespräch mit der Superintendentin.“
Ein böses Erwachen folgt dann im Dezember. Ein Fachmann der Herstellerfirma hat laut Sandmann abermals die Heizung im Pfarrhaus untersucht. Mit dem Ergebnis: Die Anlage soll nicht vorschriftsmäßig installiert worden sein. Der Experte habe daraufhin die Heizung sofort abgeschaltet, weil sie eine Unmenge an Kohlendioxid ins Pfarrhaus ausgestoßen haben soll.
Gesundheitlich angeschlagen beantragt Sandmann seine vorzeitige Pensionierung, die zum 1. April dieses Jahres in Kraft trat. „Seit Oktober habe ich keinen Kontakt mehr zu den acht Mitgliedern des Presbyteriums“, sagt Sandmann. Auf RZ-Nachfrage möchte sich das Presbyterium in Urbach zu den Vorwürfen nicht äußern. Vielmehr reden die Anwälte miteinander. Remy Sandmann klagt auf Mietminderung. Denn bis einschließlich März 2013 wurden dem Pfarrer monatlich 700 Euro für die Dienstwohnung vom Gehalt abgezogen. Die Pfarrstelle ist bis heute vakant. Nach Angaben des Presbyteriums hat eine Stellenausschreibung inzwischen begonnen.