Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh
Die Kaufkraft geht zurück, weil sich die Qualität verschlechtert, ist sich Christian Dierkes sicher und spricht von Vandalismus und Einbruchsversuchen. Viele Kunden seiner Firma (Dierkes Car Performance) hätten ihm schon gesagt, dass sie langsam keine Lust mehr haben, nach Neuwied zu kommen. Man höre so viel Schlechtes, man könne abends nicht mehr durch die Stadt gehen. Dagegen will er jetzt etwas tun, und zwar mit der Einführung einer City-Streife.
Nein, eine Bürgerwehr soll das nicht sein, ausgesprochen nicht, betont er. Sondern ein lokaler Sicherheitsdienst, der eng mit Polizei und Ordnungsamt zusammenarbeitet. Konkret soll er ab der Dämmerung durch die Innenstadt gehen und bestimmte Brennpunkte aufsuchen. Die genaue Strecke hängt davon ab, wo sich später Kunden für die in Gründung befindliche „ds-Sicherheit" und ihre Servicepakete finden. Das können Privatleute – wie beispielsweise seine am Carmen-Sylva-Garten wohnenden Eltern (die RZ berichtete) – sein, vor allem aber Gewerbetreibende. „Wir bieten eine Vielzahl an präventiven Sicherheitsdienstleistungen an, um Gefahren abzuwehren und Straftaten zu verhindern", erklärt Dierkes. Ein Beispiel: Das Paket mit drei Anfahrten pro Nacht, Türschlosskontrolle und direkter Notfallrufnummer soll 69 Euro plus Mehrwertsteuer im Monat kosten.
Beim Neuwieder Aktionsforum, in dem die Händler der Innenstadt zusammengeschlossen sind, trifft er auf offene Ohren. Zwar verteidigt der Vorsitzende Franz Becher „seine Stadt" und betont, dass man „auch mal rechts und links schauen" müsse, dass zum Beispiel in Koblenz bereits einzelne Gastronomen Sicherheitspersonal hätten. Dierkes Vorhaben findet er trotzdem gut. „Eine solche City-Streife würde auf jeden Fall das Gefühl der Sicherheit subjektiv, aber auch objektiv erhöhen", meint er und betont: „Die Unterstützung des Aktionsforums wird er haben. Denn wer will nicht ein Mehr an Sicherheit? Es passiert ja doch immer wieder etwas."
Dass sich das Geschäftsmodell für den Betreiber wirtschaftlich rechnet, zieht Becher aber noch leicht in Zweifel. Nicht so Christian Dierkes, der auf ein erfolgreiches Projekt in Bad Godesberg verweist. „Dort gab es ähnliche Probleme wie in Neuwied, und dort läuft eine City-Streife nicht nur wirtschaftlich erfolgreich, auch die ganze Situation in der Stadt hat sich deutlich verbessert", versichert er und fügt an, dass die dortige Betreiberfirma seinem Unternehmen als „begleitender Partner" zur Seite steht.
Ebenfalls am Bad Godesberger Modell orientieren will sich Dierkes in puncto Mitarbeiter. „Schulungen, Schulungen, Schulungen", unterstreicht er und betont, dass einwandfreie Führungszeugnisse Grundvoraussetzung seien. „Wir wollen die Richtlinien nicht nur einhalten, sondern übertreffen. Ich lege größten Wert darauf, dass sich die Mitarbeiter gut artikulieren können", sagt er. Denn seine Sicherheitsteams sollen sich vor allem mit den Leuten unterhalten und ihnen erklären, was geht und was nicht. Im Notfall sollen sie dann die Polizei rufen und dieser auch als Zeugen zur Verfügung stehen. „Mehr können wir ja nicht machen", sagt Dierkes, der zumindest anfangs auch selbst Streife mitfahren will.
Dass das reicht, ist für ihn sicher. „Man hat es ja schon bei der Schlemmerkuppel gesehen. Nur durch die Anwesenheit von ein paar Theaterleuten hat sich die Situation dort deutlich verbessert", nennt er als Beispiel. Und wann soll es losgehen? „In den nächsten Wochen", sagt Dierkes. Die Werbeflyer sind gedruckt, verschiedene Wirtschaftsanalysen und -berechnungen erfolgt. Auch ein Teil des Personals steht schon bereit.