Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh
"Hört auf, haut ab" und andere Sprechchöre skandierten sie und sorgten damit dafür, dass die Rechten am Samstag völlig vergeblich nach Neuwied gekommen waren. Denn nicht nur der schieren Anzahl nach waren die Gegendemonstranten dem armseligen NPD-Häuflein um ein Vielfaches überlegen, sie verhinderten auch lautstark, dass sich die Rechtsradikalen bemerkbar machen konnten. Deren Sprecherpärchen half da auch ein schepperndes Megaphon nichts.
Aber es war ohnehin nicht so, dass die "normalen Neuwieder" die schwarz gekleideten Radikalen nicht hören konnten, sie wollte es auch gar nicht. Interessierte Zuschauer verirrten sich jedenfalls nicht in die Nähe des NPD-Wagens.
Der war dafür umzingelt von Polizisten, die Zusammenstöße verhinderten zwischen den Rechten und der völlig heterogenen Gegendemonstrantengruppe. Die bestand aus bekannten Politikern aller im Neuwieder Stadtrat vertretenden Fraktionen, Mitgliedern von Vereinen wie Amnesty International, Gewerkschaften, Kirchen und christlicher Organisationen, einigen jungen Punks und vor allem vielen ganz normalen Neuwiedern.
Die Polizei war für die angemeldete Kundgebung extra aus Nordrhein-Westfalen angereist, da die rheinland-pfälzischen Kräfte bei anderen Demonstrationen gebunden waren. Außerdem kreiste ein Polizeihubschrauber über der Stadt. Laut Polizeipressesprecher Helmut Zirfas verhielten sich die gut 100 Teilnehmer der Mahnwache vorbildlich. Abseits davon sei es allerdings zu zwei zwischenzeitlichen Festnahmen gekommen - einmal wegen Verstoßes gegen das Vermummungsverbot und einmal wegen eines Versuchs, die Polizeikette zu durchbrechen, wobei ein Beamter leicht verletzt wurde.