Von unserem Redakteur Mario Quadt
Was ins aktuelle Unternehmensleitbild vieler Großkonzerne passt, ist in den Vorteil-Centern von Asbach und Unkel nicht erst seit Neuestem, sondern seit mindestens 25 Jahren Teil der Firmenphilosophie.
Bei der Frage, wie die Lebensmittelmärkte den Begriff Region fassen, müssen Kunden der Vorteil-Center nicht rätseln: "Wir sagen: 50 Kilometer rund ums Vorteil-Center - mehr Kilometer sollten die Lieferanten nicht zurücklegen, wenn es regional sein soll", meint Jürgen Mertens von der Geschäftsführung der Vorteil-Center im Gespräch mit der RZ. Beim Segment der frischen Fleisch- und Wurstwaren etwa machen die Produkte aus der Umgebung rund 90 Prozent des Umsatzes aus. Die Lieferanten sind keine anonymen Zwischenhändler, sondern Fleischer aus Asbach, Aegidienberg, Andernach und Köln, die alle eins gemeinsam haben: Sie haben einen Ruf zu verlieren - wäre dieser etwa durch einen Lebensmittelskandal von heute auf morgen ruiniert, könnte dies das Aus des Unternehmens bedeuten. "Darum waren wir wegen der Nähe zu unseren Lieferanten in all den Jahren noch nie von Fleischskandalen betroffen", sagt Mertens.
In dicke Akten muss der Unternehmenslenker nicht gucken, um die Produzenten aus der Region derart zügig aufzuzählen wie ein Fußballfan die Aufstellung seines Herzensvereins. "Kekse aus Vettelschoß, Obst und Gemüse aus dem Vorgebirge oder der vorderen Eifel, Bad Hönninger Säfte, Weine vom Mittelrhein - etwa aus Königswinter - oder Haselnüsse aus Asbach", sagt Mertens. Haselnüsse? Tatsächlich habe er jüngst von einem Privatmann eine vergleichsweise kleine Handelsmenge angeboten bekommen - und gleich zugeschlagen. "Das waren 90 bis 100 Kilo, aber in keiner Weise behandelt. Was will ich mehr?" Kein Wunder, dass die Geschäftsleitung der Vorteil-Center diese Haselnüsse besonders bewarb, was dazu führte, dass die Charge aus Asbach in Asbach schnell ausverkauft war. "Ich kann nur sagen, wenn jemand was bringt, dann schauen wir uns das auch an." Als ausschließlich regional auftretendes Unternehmen sei es für ihn keine Frage, dass die Wertschöpfung in der Region bleiben müsse, anstatt zu internationalen Multis abzufließen.
Es kommen aber auch andere verlockend anmutende Angebote auf seinen Schreibtisch. Jüngst seien Tütensuppen für 17 Cent je Beutel aus Vietnam angeboten worden. "Wenn Sie dann diese Tüte umdrehen und sehen, was dort an E-Zusatzstoffen enthalten ist, wissen Sie, dass nichts Gutes drinsteckt." Die Offerte mit weit gereister Billigware lehnte er ebenso ab wie Eier oder Äpfel aus Polen. "Bei den angebotenen Preisen können unsere Erzeuger gar nicht mithalten." Mertens denkt noch einen Schritt weiter: Wenn die Vorteil-Center wegen der Billigkonkurrenz aus dem Ausland einem heimischen Produzenten den Laufpass geben, käme dies für den örtlichen Landwirt einer finanziellen Katastrophe gleich. Denn: Viele Produzenten der Region beliefern die Märkte in Asbach und Unkel seit Jahrzehnten. "Bei uns ist das kein Werbegag - wir leben das"