Von unserem Redakteur Ralf Grün
Zwischen diesen beiden Eckwerten spielt sich das Szenario ab, das Gutachter Wolf Krämer-Mandeau jetzt im Kreisjugendhilfeausschuss für die Kindertagesstätten im Kreis – mit Ausnahme der Stadt Neuwied – entworfen hat. 2030, daran ließ Krämer-Mandeau keinen Zweifel, wird die flächendeckende Frühförderung gelebte Praxis sein, „wie sie einst in der DDR gegeißelt worden ist“.
Der vom Kreis beauftragte Experte vom Bonner Institut Biregio hat sich anhand prognostizierter und aktueller Zahlen ein Bild von der Kita-Landschaft gemacht. Der Kreis wiederum nutzt das Ergebnis, um es mit seiner Bedarfsplanung abzugleichen. Um es mit den Worten des Kreisbeigeordneten Achim Hallerbach vorwegzunehmen: „Wir haben keine Überkapazitäten entwickelt. Mit dem bedarfsorientierten Vorgehen liegt der Kreis richtig.“ Das bescheinigte auch Krämer-Mandeau. Allerdings bleibt für den Kreis noch einiges zu tun, um künftig regional zugeschnittene Lösungen zu finden. Denn die Unterschiede sind durchaus gravierend.
Würde der Kreis heute nicht gegensteuern, fehlten laut Krämer-Mandeau in vier Jahren bereits 170 Plätze für Kinder unter drei Jahren. Den Grund verschwieg er ebenso wenig: „Bei den Drei- bis Sechsjährigen sind dann die geburtenstarken Jahrgänge in den Kitas und nehmen Kraft Rechtsanspruch den Jüngeren Plätze weg.“
Da heißt es also fortentwickeln. Was das betrifft, liefert der Gutachter einige statistikgestützte Fingerzeige. Denn längst nicht überall ist es sinnvoll, weiterhin in einen Ausbau zu investieren. So rät Krämer-Mandeau mit Blick auf die Verbandsgemeinde (VG) Asbach, „eher mit den Beständen hauszuhalten“. Grund: Ähnlich wie in der VG Bad Hönningen ist dort nicht mit übermäßigem Zuwachs in Sachen Nachwuchs zu rechnen. Hingegen wird etwa die VG Dierdorf für Kinder unter drei Jahren Plätze brauchen. Für Linz sieht er nur ein bisschen Entspannung, und Puderbach wertet er wegen der sinkenden Nachfrage nach Plätzen für ältere Kinder als „gefährdetes Gebiet“. Während Waldbreitbach „einigermaßen aus dem Schneider ist“, müssen sich Rengsdorf und Unkel wohl vornehmlich mit Umwidmungen befassen.
Zudem sprach der Experte vom „dänischen Modell“. Beim nördlichen Nachbarn werden Kita und Grundschule als Einheit gesehen. Angesichts der Tatsache, dass viele kleine Schulen „kitaähnlich“ seien, sollten Synergien erkundet werden. Und noch etwas empfahl er: „Wenn Sie in zusätzliche Plätze investieren, würde ich eher in Richtung größere Einrichtungen mit sinnvollem Raumkonzept gehen.“ Eine Elternbefragung werde Gemeinden die Entscheidung erleichtern, sich von der einen oder anderen Kita zu trennen.