Niederbieber - Die Ruia-Beschäftigten zittern weiter um die Zukunft ihres Unternehmens. Noch hat US-Investor Whitesell nicht unterschrieben - aber er hat auch noch Zeit.
Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh
Niederbieber - Die rund 250 Beschäftigten im Neuwieder Ruia-Werk bangen um die Zukunft ihres Unternehmens (die RZ berichtete) – und müssen dabei weiter warten. Bei der jüngsten Gläubigerversammlung fiel jedenfalls noch keine Entscheidung. Insolvenzverwalter Dr. Frank Kebekus teilte gestern in einer eigentlich schon für Mittwoch angekündigten Presseerklärung mit, dass er die „nunmehr erheblichen Probleme mit Bedauern zur Kenntnis genommen" habe. „Auch das Ziel des Investors, mit den wichtigsten Kunden zu für ihn befriedigenden Lösungen zu kommen, konnte bisher nicht realisiert werden", heißt es weiter.
Es bleibe deshalb abzuwarten, ob die Übernahme zum 1. Januar erfolgt. „Die Entscheidung hierüber liegt aktuell allein beim Investor, der autark entscheiden kann, ob die Closing-Bedingungen vorliegen", schreibt Kebekus und ergänzt, dass er sich in die Verhandlungen so einbringen will, „dass in den nächsten elf Tagen eine für alle Seiten befriedigende Lösung gefunden werden kann, die insbesondere die nachhaltige Fortführung des Unternehmens und damit auch den Erhalt der Arbeitsplätze sicherstellt".
Zu den kritischen Fragen der Mitarbeiter, warum überhaupt eine Exklusivvereinbarung mit Whitesell geschlossen worden ist, äußert sich Kebekus nicht, sondern schreibt lediglich, „im Rahmen eines internationalen M&A-Prozesses einen Investor gesucht" zu haben. Für Nachfragen stand er nicht zur Verfügung. Ruia-Führung und Arbeitnehmervertretung sind weiter vehement gegen den US-Investor. „Wenn Whitesell kommt, gebe ich uns maximal 15 Monate Überlebenszeit, dann sind wir kaputt", zitiert die am Rui-Hauptsitz Neuss erscheinende Rheinische-Post (RP) „Executive Vice President" Ralf Beuse.
Er wirft dem Investor vor, mit geschönten Zahlen zu arbeiten und die Kunden zu verprellen. „Es sind nicht nur die Preisvorstellungen, sondern auch das unmögliche Geschäftsgebaren, das auf Ablehnung stößt", begründet er. Auf die Erklärung von Whitesell, in der es heißt, dass die Amerikaner den Beschäftigten eine verlässliche Zukunft bieten wollen, pfeift er: „Wir glauben Whitesell kein Wort mehr."