Neuwied - Herta Heuwers Erfindung eroberte von Berlin aus die Speisekarten der ganzen Republik, und die Stadt Neuwied hat ihrer Kreation sogar ein eigenes Festival gewidmet: der Currywurst. Ihr legendäres Rezept für die berühmte Soße nahm sie mit ins Grab. Die Rhein-Zeitung hat bei Betreibern von Wurstbuden in Neuwied nachgefragt, ob sie ihre geheimen Zutaten verraten.
Von unserem Reporter Carsten Liebfried
Bei Imbiss Hoffmann an der Heddesdorfer Straße sind die Zutaten der Soße ein gut gehütetes altes Familiengeheimnis. Nur spärlich lässt sich Aman Mohebzada aus der Reserve locken. „Die Basis für unsere Soße ist der hauseigene Tomatenketchup.“ Mehr möchte der Inhaber der traditionellen Imbissstube nicht preisgeben. Stattdessen verweist er darauf, dass die rote Soße täglich frisch und für den Tagesbedarf hergestellt wird. Dafür sorgen seine langjährigen Mitarbeiterinnen. „Eine Frau arbeitet schon mehr als 40 Jahre bei uns“, sagt Mohebzada. Die Mischung der Zutaten bleibt ein Geheimnis. Und die Mitarbeiterinnen haben offensichtlich ein feines Händchen bei der geschmacklichen Zusammensetzung. Denn das Gericht findet reichlich Abnehmer. „Die Currywurst ist seit Jahrzehnten ein Verkaufsschlager“, sagt der Inhaber der Imbissstube Hoffmann. Viele Stammkunden von nah und fern nehmen teils lange Wege auf sich, nur um bei ihm und seinen Damen die Currywurst zu essen. Serviert wird der Klassiker der deutschen Imbissstuben wie folgt: Die Soße hat Zimmertemperatur und wird auf die heiße Wurst drapiert. Für Hartgesottene dient zur zusätzlichen Schärfung das Currypulver aus der Dose.
Im Fleischer-Grill an der Hermannstraße stellt Besitzer Paul von der Linde seine Bratwürste seit 35 Jahren selbst her. Auch die Soße zur Wurst produziert er in Eigenregie. „Tomatenmark, Cayennepfeffer“, beginnt von der Linde munter aufzuzählen, bis plötzlich seine Stimme stockt. Dann setzt er wieder an: „Und andere Zutaten.“ Beinahe hätte er sich verplappert, doch auch er behält die genaue Rezeptur lieber für sich. Wie viele seiner männlichen Kunden genießt er die Currywurst mit einem höheren Schärfegrad. „Die Damen mögen es da eher etwas milder.“
„Bei Wahl's” an der Karl-Marx-Straße in Feldkirchen herrscht in den Morgenstunden schon Hochbetrieb. „Dann wird die Soße gemacht“, sagt Inhaberin Heike Schmidt. Mit frischen Zutaten, wie sie betont. Einblicke in den Kochtopf werden allerdings nur dem Personal gewährt. Chilischoten? Essig? Worcestersauce? Paprikapulver? Tomatenmark oder passierte Tomaten? Über genaue Einzelheiten der Zubereitung schweigt sich auch Heike Schmidt beharrlich aus. Ihre eigene Vorliebe? „Ich bevorzuge eher einen milden Geschmack“, sagt sie. Ganz im Gegensatz zu manchem heißhungrigen Kunden. „Da wird auch schon mal zur Tabascoflasche gegriffen.“ Aber das Geheimnis um die Zutaten möchte sie wie ihre Berufskollegen in der Stadt und wie Currywurst-Erfinderin Herta Heuwer nicht lüften.