Es ist eine Zeit, in der Klaus Steffes-Lai die Feuerwehr in Neuwied geprägt hat wie kein Zweiter – und nicht nur da. „Es gibt Feuerwehrleute, die kennt jeder Kamerad in der Stadt Neuwied, es gibt welche, die kennt jeder im Kreis Neuwied und dann gibt es Klaus: Den kennt und mag jeder Feuerwehrmann im ganzen Land“, beschreibt Wehrleiter Wilfried Hausmann das Phänomen des Mannes, den er Chef nennt, auch wenn er eigentlich selbst sein Chef ist. Aber der nominell stellvertretende Wehrleiter, der gleichzeitig den Bereitschaftsdienst leitet, ist eben etwas Besonderes. Oder wie Oberbürgermeister Nikolaus Roth es auf den Punkt bringt: „Der Mann ist ein lebendes Feuerwehrdenkmal.“
Eine Geschichte, die das Verhältnis Feuerwehr - Privatleben bei Klaus Steffes-Lai vielleicht am besten verdeutlicht, ist die seines Autos: Ein schicker Renault R19 in metallic grün. „Das erste Renault-Cabrio, das im Kreis Neuwied herumfuhr“, erzählt er nicht ohne Stolz und mit erhobenem Finger. In den ersten 20 Jahren fuhr er, wie der Tachostand verrät, damit immerhin noch etwas mehr als 67 000 Kilometer. Seit er ihn am 28. August 2011 – das Datum hat er im Kopf – mit zwei frischen Jahren TÜV aus der Werkstatt abholte, hat er seinen Sportwagen jedoch nicht ein einziges Mal mehr aus der Garage heraus bewegt. „Mit der Übernahme der Funktion des stellvertretenden Wehrleiters hatte ich keine Gelegenheit mehr, meinen Privat-Pkw zu nutzen“, sagt er und muss dabei selbst grinsen – über die Tatsache an sich und wohl auch darüber, wie er diesen Satz im Gespräch mit der RZ formuliert hat.
Denn Klaus Steffes-Lai ist einer, der nicht viel und schon gar nicht gestelzt redet. Er fasst sich eher kurz, ohne dabei schroff zu sein. „Falsches Pathos ist ihm gänzlich fremd“, charakterisiert auch Frank Hachemer. Und der Präsident des Landes-Feuerwehrverbandes ergänzt: „Er ist unkompliziert und legt keinen Wert auf nervige Äußerlichkeiten. Das schätze ich an ihm ganz besonders.“
Die Feuerwehrkarriere des Klaus Steffes-Lai beginnt mit 20 Jahren. Erst als er seine Lehre als Buchdrucker abschließt, gibt der Vater – er wird später auf 37 Jahre Feuerwehrbereitschaft Neuwied kommen – sein o. k. zum Eintritt. Das ist 1970, und Klaus Steffes-Lai schreibt seinen Vornamen gerade mit C. „Das war in, hat sich dann aber auch wieder gelegt“, sagt er heute. Genauso wie sein Spitzname: Ende der 60er-Jahre ist er, der er aus einer uralten SPD-Familie kommt, in der Stadt nur als Mao bekannt. Ein paar Jahre später wird er für die Grünen zum Stadtrat kandidieren, doch das nur, um den damaligen Stadtwerkechef Oswald Roth von der SPD zu ärgern. Ein wenig Rebellion gehört zu ihm.
Passend dazu bleibt er 45 Berufsjahre lang bis zur Rente 2010 Buchdrucker bei der Neuwieder Couvertfabrik und fängt trotz eines Angebotes nie bei den Stadtwerken an. Schließlich ist deren Chef – wie damals üblich – in Doppelfunktion auch Wehrleiter. „Ich hab immer gesagt, bevor ich bei den Stadtwerken anfange, setze ich mich lieber mit einer Flasche Lambrusco ans Lappeloch“, erzählt er schmunzelnd, um dann doch ernst zu werden: „Der Stadtwerkechef hatte die Leute, die bei ihm auf der Gehaltsliste standen, natürlich in der Tasche. Aber ich wollte mich nie unterwerfen, sondern immer das sagen können, was ich denke“, sagt er und unterstreicht: „So habe ich es bis zum heutigen Tag gemacht.“
Am 1. April 1974 wird Klaus Steffes-Lai Mitglied der ständigen Bereitschaft, 1976 zieht er in eine der neuen Feuerwehrwohnungen in der Friedrich-Siegert-Straße ein. Praktisch mit dem Umzug in die Rheinstraße 1984 wird er stellvertretender Wehrführer von Wache 2 (bei drei Wachen in der Innenstadt), und damit beginnt es, Schlag auf Schlag zu gehen: Erst nimmt ihn Zugführer Hans Echtermann 1985 mit nach Dierdorf und gaukelt ihm vor, es sei nur eine Besprechung. Doch bei der sitzen die Bürgermeister und Wehrleiter des Kreises mit dem Feuerwehrinspekteur zusammen und verkünden kurzerhand: „So, Klaus, Du machst ab jetzt den Gefahrstoffzugführer für den Landkreis Neuwied.“ Nur ein Jahr später wird er zum Wachführer in Neuwied ernannt, und als Hans Echtermann 1988 stirbt, übernimmt er dessen Funktion als Bereitschaftsleiter.
Spätestens ab da gibt es für Steffes-Lai nur noch seinen Beruf und seine Berufung: die Feuerwehr. Für etwas anderes bleibt keine Zeit. „Wäre ich damals verheiratet gewesen, wäre ich schon dreimal geschieden. Das ging gar nicht. Bei mir gab es nur Arbeit, Feuerwehr, Schlafen.“
Und warum? „Weil mein Herz dafür schlägt“, antwortet Klaus Steffes-Lai entschieden. „Die Feuerwehr ging mir immer über alles. Die Truppe ist bis zum heutigen Tage hervorragend. Und vor allem habe ich es immer als Erfüllung gesehen, Menschen in Notlagen zu helfen.“
Bis morgen 43 Jahre, 6 Monate und 8 Tage lang. „Wenn am Samstag nach 0 Uhr ein Einsatz kommt, dann bleib ich mit langer Unterhose und T-Shirt im Gerätehaus stehen“, sagt er. Wer's glaubt ...
Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh