Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh
Der Carmen-Sylva-Garten wird mehr und mehr zum Trinkertreff. Das sagt jedenfalls das mittlerweile restlos bediente Anwohner-Ehepaar Dierkes, das mehr als 20 Unterschriften von Menschen gesammelt hat, die es genauso sehen. „Es sind mit einer Ausnahme alle Nachbarn und zusätzlich Angestellte der angrenzenden Kinderklinik", erklärt Guda Dierkes die Namen der Unterzeichner und betont: „Ich könnte ganz schnell noch massenhaft Leute bekommen, die sauer sind. Aber ich gehe ja nicht durch die ganze Stadt damit, sondern habe nur kurz in der Nachbarschaft gefragt."
Fakt ist ihrer Meinung nach, dass sich die Situation in den vergangenen drei bis vier Jahren deutlich verschlechtert hat hin zu einem sozialen Brennpunkt. Nicht gerade zufällig fällt das zeitlich mit der Neueröffnung des Rewe-Marktes zusammen, den Dierkes aber ausdrücklich aus ihrer Kritik ausnehmen. „Der kann nichts dafür und leidet selbst unter dieser Kundschaft", sagen sie. Nicht umsonst stehe dort mittlerweile ein Sicherheitsdienst vor der Tür. Das wiederum mag zu einer Verlagerung beigetragen haben. Denn die Trinkergruppe steht seit einiger Zeit nicht mehr in der Ecke nahe der Langendorfer Straße, sondern am anderen Parkende – und damit fast genau vor Dierkes' Haustür.
Mittlerweile hielten sich dort jeden Tag rund 20 Personen mit vielen Hunden auf – bei schlechtem Wetter auch etwas weniger. „Die hängen hier herum, bechern, pinkeln und sch... in die Anlagen", nimmt der sichtlich frustrierte Dr. Horst Dierkes kein Blatt vor den Mund und zeigt ein Foto von hinterlassenen Müllbergen. Auch seine Frau redet Klartext: „Wir brauchen hier weder Krimi noch Porno, das haben wir alles frei Haus. Widerlich", regt sie sich auf und unterstreicht: „Sie pöbeln teilweise auch die Leute an. Ich kenne ältere Menschen, die Angst haben, hier noch durchzugehen. Und ich lasse meine Enkel auch nicht mehr heraus, wenn die hier stehen."
Denn Dierkes haben zusätzlich beobachtet, dass „Geld und Päckchen" ausgetauscht werden. Sie haben dies auch angezeigt. Die Polizei kontrolliere überdies regelmäßig. „Die Polizei tut ihr Mögliches, kann aber ja im Grunde genommen auch nur die Personalien feststellen", seufzen sie und zucken mit den Schultern.
Viel stärker in ihrer Kritik steht dagegen die Stadt. Vor allem dem Ordnungsamt werfen sie Untätigkeit vor. „Die müssten hier eigentlich durchgehen. Aber sie haben zum einen zu wenig Leute und trauen sich zum zweiten selbst nicht", ist Horst Dierkes überzeugt. Seine Frau gibt an, sich bereits mehrfach an Bürgermeister Kilgen gewandt zu haben und mit ihm auch schon einmal „richtig aneinandergerasselt" zu sein. „Der Stadtvorstand nimmt von all dem keine Notiz und sagt nur, er habe alles im Griff", berichtet sie sauer und stellt kopfschüttelnd fest: „Es gibt ja auch noch andere Brennpunkte wie den Schlosspark. Ich wohne seit 54 Jahren in Neuwied und muss leider feststellen, dass die Stadt immer unsauberer und unattraktiver wird."