Stellenweise melden Märkte sogar leer gefegte Regale.Bereits vor Jahren war das Phänomen zu beobachten, dass die Menschen sich angesichts brütend heißer Sommertage auf die im Handel verfügbaren Ventilatoren stürzten, um sich Abkühlung zu verschaffen. Genau das ist nun wieder geschehen. Aus dem Neuwieder B 1-Discount-Baumarkt etwa ist zu hören: „Ventilatoren ausverkauft!" Der Bestand an Klimageräten hat sich bis auf einen Restposten reduziert, heißt es weiter. Zudem gehen laut Mitarbeiter Swimmingpools weg wie warme Semmeln. Das gilt besonders für die kleineren, aufblasbaren Exemplare, aber selbst die Nachfrage nach größeren Modellen sei spürbar höher als in vorherigen Sommern. In anderen Märkten wie dem Bauhaus im Neuwieder Distelfeld ist Vergleichbares zu hören, „auch wenn die Saison durch die verspätete Ankunft des Sommers etwas nach hinten gezogen verläuft".
Die Gastronomie und auch die Rheinschifffahrt mussten deshalb zunächst ebenfalls eine „Saure-Gurken-Zeit" überwinden. Doch mit der Hitze füllten sich auch die Schiffe und Ausflugslokale, allen voran die Biergärten wie der in Neuwied am Deich. Aber auch die Weinwirtschaften entlang des Rheins lockten Besucher, so manchen Abend im Freien bei einem guten Tropfen zu verbringen. Carla Maur-Tencic, Inhaberin des Hotels Leyscher Hof in Leutesdorf, sagt: „Sobald sich die Sonne blicken lässt und die Temperaturen steigen, füllt sich unser Weingarten." Das Personal in Eiscafés konnte sich wegen der stabilen Hochdruckwetterlage auch nicht über mangelnde Arbeit beklagen.
Die Sonnenstrahlen haben aber auch den Tourismus gehörig mit angekurbelt. Vor allem auf den Campingplätzen ist jede Menge los. Florian Fark, Chef des Touristikbüros in Waldbreitbach, zählt in diesem Sommer an der Wied besonders viele Campinggäste aus den Niederlanden. Die bleiben oft bis zu einer Woche und wollen auch die Region erkunden. Die vermehrte Nachfrage nach Radwander- und Wanderkarten ist für Fark ein Indiz für ein höheres Gästeaufkommen. Und in den Orten sei ebenfalls „deutlich mehr los als im schlechten Sommer 2012".
Sabrina Höfer vom Campingplatz in Bad Hönningen bilanziert eine steigende Zahl von Gästen, die mit dem Fahrrad unterwegs sind und im Zelt übernachten. Ansonsten machten viele Skandinavier auf der Durchreise in Richtung Süden am Rhein Station.
Svenja Keller von der Tourist-Info in Bad Hönningen spricht von „auffällig vielen Tagesgästen" in der Stadt, darunter etliche aus dem Nachbarland mit der Nationalfarbe Orange. Ihr Linzer Kollege Thomas Herschbach hat wie Keller beobachtet, dass viele Wanderer unterwegs sind. Daneben kommen bei gutem Wetter reichlich Tagestouristen aus dem Raum Köln/Bonn. Urlauber aus den Niederlanden, aus Spanien, die häufig Flusskreuzfahrten buchen, und neuerdings auch vermehrt aus Russland prägen zudem das Stadtbild.
Der Neuwieder Cheftouristiker Rolf Straschewski berichtet, dass derzeit die Stadtführungen besonders nachgefragt sind: „Vielfach nehmen Auswärtige daran teil." Davon abgesehen freut er sich über die Tendenz bei den Übernachtungszahlen: „Schon vor dem heißen Sommer haben wir einen Zuwachs von 9 Prozent verbucht."
Touristische Ziele wie die Römerwelt in Rheinbrohl freuen sich ebenfalls über starken Zulauf. Geschäftsführer Friedhelm Walbert sagt: „Im Juli hat es richtig gebrummt."
Von unserem Redakteur Ralf Grün