Neuwied - Beim Neuwieder Tierschutzverein brodelt es: Offensichtlich bereits länger gärende Unstimmigkeiten im Vorstand mündeten bei der jüngsten Mitgliederversammlung in eine Kampfabstimmung zwischen zwei Teams mit einer äußerst pikanten Konstellation an der Spitze.
Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh
Denn das letztlich mit 35:30-Stimmen knapp erfolgreiche Gespann führte der alte und neue Vorsitzende Jürgen Brüggemann an. An der Spitze der Gegenbewerber stand seine bisherige Stellvertreterin: die Zweite Vorsitzende Doris Litz.
Nachdem diese bei der Abstimmung um den Vorsitz unterlegen war, zogen ihre Mitstreiterinnen Alexandra Kosubeck, Sonja Gass, Edith Muscheid und Petra Frank ihre Kandidaturen für die weiteren Vorstandsposten zurück. Das neue Führungsgremium besteht folglich aus dem kompletten „Brüggemann-Team": Kerstin Esch (Zweite Vorsitzende), Nicole Flöter (Kasse), Elke Moog und Klaus Ueberhorst (beide Schriftführer).
Jürgen Brüggemann bestätigte, dass es bei der fast fünfstündigen Versammlung durchaus „hoch her" ging. Klar sei dabei von vornherein gewesen, dass eine weitere Zusammenarbeit zwischen ihm und Litz nicht denkbar war. „Das Miteinander klappte nicht mehr", gab er unumwunden zu.
Ob sich die Wogen mit der Entscheidung geglättet haben, mochte er noch nicht einschätzen. „Eine Spaltung des Vereins wäre sehr schade. Ich kann aber nicht ausschließen, dass sich ein Teil jetzt abwendet", antwortete er auf eine entsprechende RZ-Nachfrage. Gleichzeitig betonte er aber, dass er jedem, der ihn oder sein Team abgelehnt hat, gern die Hand reicht: „Ich bin zur Zusammenarbeit bereit. Das Letzte, was ich wollte, wäre, helfende Hände abzulehnen, nur weil die mich nicht gewählt haben. Das wäre ja Nonsens. Es geht schließlich um die Tiere." Er hoffe daher sehr, dass der „für den Verein tödliche Zoff" beigelegt werde. „Weil es um die Tiere geht, muss man die menschlichen Zwistigkeiten hinten anstehen lassen."
Gegenspielerin Doris Litz gab sich im Gespräch mit der RZ als faire Verliererin. Sie werde sich nicht komplett vom Verein abwenden und hoffe ebenfalls auf Ruhe, betonte sie. Den Streit in der Öffentlichkeit auszutragen, würde dem Verein nur schaden. Daher sprach sie lediglich von „sehr unterschiedliche Vorstellung darüber, wie der Verein geführt werden muss". Aber darüber sei abgestimmt worden. „Das Ergebnis, mit dem wir uns nicht verstecken müssen, akzeptieren wir. Dass wir verloren haben, ist in Ordnung", unterstrich sie. Jetzt werde man sehen, wie es sich weiterentwickele, meinte sie.
Und da hat der alte und neue Vorsitzende klare Vorstellungen: Nachdem der Umbau des Hundehauses fast abgeschlossen sei, stehe in den kommenden drei Jahren der Umbau des Katzen- und Kleintierbereichs an. Dabei spreche man erneut von einem Kostenrahmen in Höhe von rund 300 000 Euro. Darüber hinaus solle der Verein in Richtung neue Energien denken, meinte Brüggemann und nannte im Gespräch mit der RZ Fotovoltaik, Wärmepumpen und Erdwärme als Beispiele. „Das wären gewaltige Investitionen. Aber bisher heizen wir mit Öl, und das ist einer der größten Kostenpunkte", machte er deutlich.
Da solche Maßnahmen entsprechende Einnahmen erfordern, will er versuchen, mehr Begeisterung für das Tierheim zu wecken. Dazu gehörten Patenschaften genauso wie Familienfeste, Hundewanderungen, mehr Engagement im Kinder- und Jugendbereich sowie eine ausgeweitete Öffentlichkeitsarbeit.