Melsbach - Eine Frau und fünf Männer aus Melsbach hatten am 5. Februar 2004 ein klares Ziel vor Augen. Sie wollten die längst vergessene Sprache ihres Ortes retten: das Mellsbija Platt.
Von unserem Reporter Carsten Liebfried
Zum zehnjährigen Bestehen ihres Mundartstammtisches ist nun ein Buch auf dem Markt. Bei deren Vorstellung waren außerdem die benachbarten Mundartstammtische aus Niederbieber, Honnefeld, Kurtscheid und dem Kirchspiel Rengsdorf eingeladen und schwätzten bei kleinen Anekdoten munter drauflos.
Was sich für einen Außenstehenden wie Kauderwelsch anhörte, klang bei den Mundartliebhabern wie Musik in den Ohren. Jürgen Rose, Erster Beigeordneter von Melsbach, erinnerte im besten heimischen Platt an die historische Bedeutung des Dialekts für die Gemeinde und lobte den Stammtisch für seine Arbeit: „Ihr lewe Leit, bat sin ich fruh, dat mir euch Plattschwätzer han. Mir däten sonst vergesse, dat hei en Melsbach freher nur Platt ischwätzt wore es.“ In all den Jahren hatten die Dialektliebhaber fleißig Wörter, Bezeichnungen und Sprüche gesammelt. Herausgekommen ist ein Werk von 72 Seiten, das in mehrere Kapitel gegliedert ist. Und es enthält nützliche Hinweise für die Lektüre. So sind zum Beispiel lautliche Anmerkungen zum „Mellsbija Platt“ vorgegeben. Demzufolge sind „pf“, „st“ und „sp“ nicht gebräuchlich. Anstatt „Stadt“ sagt der alteingesessene Melsbacher viel lieber „Schdadd“ und der „Speicher“ wird wörtlich zum „Schbeischa“. Im hinteren Teil des Buches ist ein Mundartwörterbuch abgedruckt. 1300 Wörter sind dort in Platt und seinem hochdeutschen Pendant aufgeführt. Hinzu kommen Melsbacher Dorfecken und Straßen.
Außerdem klärt das Buch darüber auf, wie es zu dem Spitznamen „Mellsbija Kappeskäpp“ gekommen ist. Anekdoten der Autoren aus dem Mundartstammtisch, verfasst in Melsbacher Platt, runden das mit historischen Fotoaufnahmen gedruckte Kulturgut ab. „Sprache hat auch etwas mit Heimat zu tun“, sagt Monika Edling, die mit der Lokalen Agenda Rengsdorf die Veranstaltung organisiert hat. Edling würde es begrüßen, wenn sich noch mehr Leute den Mundartstammtischen anschließen würden. „Der Sinn dahinter ist, den Klang der Sprache und deren Tradition zu erhalten.“ Der Mundartstammtisch Melsbach trifft sich unter der Leitung von Klaus und Christa Anhäuser jeden ersten Dienstag im Monat.
Das Buch des Mundartstammtisches „Mellsbija Platt“ ist für 5 Euro im Schreibwarengeschäft Tilly Lagershausen, Mittelstraße 5, und bei Flair, Wohnen und Schenken, Rosemarie Feische, Rengsdorfer Straße 5, in Melsbach erhältlich.