Ob das allerdings Eingang in den vom Kreistag fortzuschreibenden Schulentwicklungsplan findet, hängt entscheidend von der Mehrheitskoalition (CDU, FWG und FDP) ab. Im Moment muss das als unwahrscheinlich gelten, denn diese Fraktionen tendieren in eine ganz andere Richtung: Sie streben an, erst einmal zwei Jahre ins Land gehen zu lassen, in denen die Realschulen plus Gelegenheit erhalten sollen, ihr Profil zu schärfen.
Ellen Demuth (CDU) sagt auf RZ-Nachfrage: „Wir lehnen eine übereilte Beantragung von Integrierten Gesamtschulen ab. Das entspricht nicht der Daseinsvorsorge für den ganzen Kreis." Dringenden Handlungsbedarf gibt es aus Sicht der Union nicht, da keine Schule vor der Schließung stehe. Das Land mache jedenfalls keinen Druck. Zudem glaubt Demuth nicht daran, dass es bei zwei weiteren IGS gelingt, drei Oberstufen voll zu bekommen. Obendrein führt sie an, dass sich in Linz gerade ein neuer Fachoberschulzweig etabliert und die Realschule dort ihr Schulsystem von kooperativ auf integrativ umstellt. In Puderbach geht die Schule den umgekehrten Weg – von integrativ zu kooperativ. „Wir wollen erst mal abwarten, wie sich diese Schulstandorte weiterentwickeln", erklärt Demuth. Davon abgesehen hat die Abgeordnete eine kleine Anfrage ans Land gerichtet, ob die Pärchenbildung bei einer IGS zulässig ist.
Davon abgesehen weist Andrea Niebergall von der FWG-Fraktion, für die die Schülerzahlen in der Debatte längst nicht alles sind, auf ein Größenproblem hin: „Noch niemand hat bisher angesprochen, dass die Realschulen in Irlich und Rheinbrohl für sich gesehen zu klein für eine IGS sind."
Die SPD will laut Fraktionschefin Petra Jonas keinesfalls abwarten: „Wir haben die Fakten zusammengetragen, um die Schullandschaft fortzuentwickeln. Da können wir angesichts der sich abzeichnenden Schülerzahlen nicht sagen, wir warten erst mal ab." Die Gelegenheit zur Weiterentwicklung hätten die Realschulen plus gehabt. Die SPD peilt laut Jonas mindestens eine, eher zwei neue IGS an: „Wir können den Elternwillen, der klar in Richtung IGS geht, nicht ignorieren." Vor allem für die Stadt Neuwied sei der Wille, noch eine IGS zu haben, „überdeutlich" zu spüren. Die bestehende IGS habe schließlich viele Schüler abweisen müssen.
Landrat Rainer Kaul (SPD) sieht an mindestens zwei Standorten Bedarf für eine IGS: „Ich wäre froh, wenn wir dem Wunsch der Eltern nach mehr Schulen mit dem möglichen Abschluss Abitur entsprechen könnten."
Grüne und Linke gehen sogar noch einen Schritt weiter. Sie streben auch in Unkel eine IGS an. Das dürfte aber noch Wunschdenken bleiben. Grünen-Fraktionschef Helmut Hellwig kann jedenfalls die abwartende Haltung der Mehrheitskoalition nicht nachvollziehen.