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In den Ferien gibt es Baustaub statt Bildung

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Denn in und um die Schulen im Kreis Neuwied wird in den Sommerferien kräftig gebaut. Landrat Rainer Kaul bringt es auf den Punkt: „Es gibt fast keine Schule, an der nichts läuft."

Rund 5,5 Millionen Euro sind in diesem Jahr veranschlagt, um die 25 Schulen, für die der Kreis inzwischen die Verantwortung trägt, bei Bedarf auf Vordermann zu bringen. 3,5 Millionen Euro fließen in die sogenannte Bauunterhaltung, also etwa die Sanierung der Gebäude, den Austausch von Fenstern oder auch den Brandschutz. Noch einmal rund 2 Millionen Euro gehen für An- und Umbauten – die Verwaltung spricht in diesem Fall von investiven Maßnahmen – drauf, erläutert der Kreischef.

Doch genau dieser zweite Posten wird nicht so groß wie ursprünglich angenommen. Das freut Landrat Kaul angesichts klammer Kassen natürlich besonders. Er spricht vom „rationalen Einsatz" des Geldes und „klugen Ideen", um zu sparen. Konkret meint er damit zum Beispiel, dass ein Bau im Schulzentrum in Neustadt nicht aufgestockt wird, wie es ursprünglich geplant war, sondern das Gymnasium Räume in der benachbarten Realschule nutzen kann. Kostengünstige Nachbarschaftshilfe, für die die Schulleiter ihre Improvisationsbereitschaft signalisiert haben. Das heißt aber nicht, dass in Neustadt nichts gemacht wird, wie der Immobilienmanager des Kreises, Rüdiger David, betont. Die Dächer sind baufällig, die Sanierung hat begonnen, dafür und für kleinere Umbauten werden immerhin noch 80 000 Euro fällig.

Das ist freilich nur ein Bruchteil dessen, was der Kreis zum Beispiel in die Neuwieder Ludwig-Erhard-Schule steckt. Ein Trakt der Berufsbildenden Schule gleicht im Moment einem Betongerippe. Dort stocken die Bauarbeiter das Treppenhaus auf, zusätzliche Klassenräume entstehen, 20 erhalten eine Frischzellenkur. Bis November wird der erste Abschnitt dauern, 2014 ist ein anderer Trakt dran. Insgesamt kostet das Projekt, das sich über zwei Jahre erstreckt, 3,1 Millionen Euro.

Eines ist allerdings schon klar: Bis zum Schuljahresbeginn sind die Bauarbeiter und Handwerker nicht fertig. Schüler und Lehrer müssen sich auf Übergangslösungen im Schulalltag einstellen. Grundsätzlich hat Immobilienmanager David aber schon den Anspruch, dass die Bauarbeiten nach den Ferien erledigt sind. Es ist aber keine einfache Aufgabe.

Zwar hat er Routine, die Vielzahl der Projekte zu steuern, aber auch er weiß, dass bei einer Sanierung immer Unvorhergesehenes auftreten kann. Außerdem müssen alle Firmen in den Ferien parat stehen und ihre Gewerke in Angriff nehmen. Gerade das bereitete den Verantwortlichen in diesem Jahr ein wenig Sorge. Denn der Winter war lang, es hat sich bei vielen Firmen Arbeit aufgestaut, und die Auftragsbücher sind voll. Doch derzeit, so betont der Landrat, liegt alles im Zeitplan. Auch wenn mitunter die Dinge anders laufen als gedacht. Als Davids Team die Decken in der Stefan-Andres-Schule in Unkel überprüfte, fiel auf, dass in allen vier Geschossen die abgehängten Decken Mängel aufweisen. Sie zu erneuern kostet 140 000 Euro. Die zweite Großbaustelle ist das Rhein-Wied-Gymnasium in der Kreisstadt. „Muss sein, ist sehr wichtig", kommentiert Landrat Kaul kurz die Tatsache, dass der Bau für knapp 1 Million Euro einen besseren Brandschutz erhält und die Elektrik teilweise erneuert wird. 30 Handwerker geben sich dort derzeit die Klinke in die Hand. Von den Decken hängen jede Menge Kabel herunter. Dass dort in sechs Wochen schon wieder Schulalltag herrschen soll, ist derzeit kaum vorstellbar.

Saniert und umgebaut wird aber auch für 150 000 Euro im Linzer Martinus-Gymnasium, wo in der oberen Sporthalle neue Sanitäranlagen Einzug halten. Im Neuwieder Werner-Heisenberg-Gymnasium kosten die neuen Sprunganlagen satte 50 000 Euro, die Konrad-Adenauer-Schule bekommt einen neuen Fachraum mit Anbau für insgesamt 500 000 Euro, und in der Nelson-Mandela-Schule in Dierdorf mussten für 250 000 Euro die Flure auf einen neuen Fluchtweg ausgerichtet werden. In der Realschule plus in Irlich entsteht für 40 000 Euro eine neue Lehrertoilette, und für 25 000 Euro saniert eine Firma die Fassade. In Engers an der Carl-Orff-Schule ist die Dachreparatur fast vollbracht, wofür der Kreis 450 000 Euro ausgibt, und in der Kinzingschule kostet das Dach allein im ersten Bauabschnitt 200 000 Euro. Bei so vielen Projekten ist es für Immobilienmanager David schön, Fortschritte zu sehen. Der rostrote Würfel auf der Neuwieder David-Roentgen-Schule ist fertig, der Kontrast zum in die Jahre gekommenen Bau könnte kaum größer sein. „Ist doch super", sagt David, „da sieht man, dass etwas passiert." Von Markus Gerhold


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